30 Januar, 2018

Nach drei Tagen schneiden sie den Kopf ab

Über eine Flucht aus Saudi-Arabien lesen wir beim Deutschlandfunk:
Erst nach ihrer Flucht hat sich die 33-Jährige als Atheistin geoutet. In Deutschland. In Saudi-Arabien kann ein öffentliches Bekenntnis zum Atheismus mit der Todesstrafe enden.
"Wenn ich gesagt hätte, ich bin Atheistin, hätten sie mich getötet. Zuerst stecken sie dich ins Gefängnis. Nach drei Tagen fragen sie dich, ob du zum Islam zurückkehrst. Wenn du das nicht machst, schneiden sie dir den Kopf ab."

29 Januar, 2018

Atheisten werden totgeschwiegen

Kürzlich gab es eine entsprechende Kolumne bei den T-Online-Nachrichten:
  • Säkulare sind in Deutschland mit etwa 30% inzwischen die größte Einzelgruppe.
  • Wer erfährt mehr mediale Aufmerksamkeit? Die 6% Muslime oder die 30% Säkularen?

04 März, 2014

Katholiken über ihre Kirche

Papst Franziskus hat weltweit eine Umfrage unter Katholiken zu Ehe, Familie und Sexualität angestoßen...
Ein paar Zitate aus dem "Reutlinger Generalanzeiger", die für sich selbst sprechen:
»Weltfremd, unbarmherzig, rückwärtsgewandt und unglaubwürdig« ist die Lehre der Katholischen Kirche – das sagen nicht hartgesottene Atheisten oder Anhänger anderer Glaubensrichtungen, sondern die deutschen Katholiken selbst. Festgestellt hat das zum Beispiel die Bischöfliche Pressestelle der Diözese Rottenburg. Bei dieser verheerenden Bilanz ging es vor allem um kirchliche Lehren zu Sexualität, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und um Ehen zwischen Partnern unterschiedlicher Konfessionen...
Inzwischen ist klar, dass die Katholiken in der gesamten Bundesrepublik ähnlich über die Lehren ihrer Kirche denken wie die gut 2 000 Fragebogenausfüller aus dem Raum Rottenburg-Stuttgart...
  

19 Januar, 2014

Was bedeutet "atheistisch leben"?

Wer göttergläubig ist, kann nicht "wie ein Atheist" leben, für den Götter literarische Erfindungen sind. Deshalb trifft Ryan Bell mit seinem "Selbstversuch" auf Skepsis von allen Seiten. Als früherer vieljähriger Pastor hat er angekündigt, versuchsweise für ein Jahr "wie ein Atheist" zu leben, nach seinen Worten also ein Jahr lang nicht zu beten, nicht mehr die Bibel, sondern atheistische Schriften zu lesen usw. Hier darf gefragt werden, ob der Mann versteht was er tut. Z. B. liest derBright sehr wohl in der Bibel, ohne deshalb göttergläubig zu sein. Hemant Mehta bringt es auf den Punkt, wenn er ihm schreibt "Sie machen da was falsch". Spekulieren darf man immerhin, wie die Sache weiter geht, ob sich das also bald als PR-Gag herausstellt, ob Bell wirklich das Jahr voll macht, und wann er dahinter kommt, dass Imitation nichts mit der inneren Haltung zu tun hat.

14 Januar, 2014

Konstruktiver miteinander umgeh'n

Nicht selten münden kontroverse Diskussionen im Internet in böse Ausartungen. Produktiv ist das nicht, und glücklicherweise finden sich Gegenbeispiele, die Schule machen sollten.
Zum atheistischen Blog von Adam Lee hat sich mit Andrew Murtagh ein Göttergläubiger eingefunden, und beide diskutieren beispielhaft respektvoll und freundlich über Religion.
Eine weitere sehr beachtenswerte Initiative geht von Ariane Sherine aus. Sie hat ein kleines Büchlein verfasst, in dem sie energisch zum Geben auffordert. Und sie selbst sieht diese Aktion als noch wichtiger an als die damals von ihr angeregte Buskampagne.

30 November, 2013

Sind wir jetzt die "Anonymen Christen"?

Da gibt es Rezensionen zu einem "Streit über Gott", und die Urteile beider Seiten sind ziemlich wohlwollend, weil die Streitpartner kultiviert bleiben. Aber da der göttergläubige Rezensent anscheinend nicht recht hinnehmen mag, dass Atheisten nett und freundlich sind, verweist er darauf, dass man den bekennenden Atheisten auch zu den "Anonymen Christen zählen könne.
Sowas muss einem erst mal einfallen: "... ganz sicher Atheist in Bezug auf die Gottesbilder, aber ganz sicher nicht in Bezug auf jene innere bewegende Kraft..."
Das ist ausgesprochen typisch: Was nicht so recht ins religiös vorgefertigte Weltbild zu passen scheint, wird ungeachtet der Realität flugs passend gemacht, und wir alle sollen dann dran glauben.

28 November, 2013

Wie hat das nun alles angefangen?

Einige Male schon haben wir uns hier über "den Ursprung von Allem" ausgelassen. Und es bleibt ein Dauerbrenner – aus verschiedenen Gründen. Zum Beispiel deshalb, weil jeder neue Jahrgang sich wieder selbst seine eigenen neuen Gedanken macht (machen muss, natürlich). Und auch deshalb, weil der Sachverhalt wirklich vertrackt ist, das ist nun mal Stoff zum Grübeln. Nämlich wegen der Geschichte mit dem Anfang. Noch aushalten kann man ja die Verweise auf gestern und vorgestern: von da kommt alles, was wir heute finden. Aber ganz, ganz weit zurückgedacht? Müsste es da nicht doch irgendein "Erstes" gegeben haben? "Gelehrte" haben das irgendwann einfach verlangt und in die schönen Worte gekleidet, dass ein "infiniter Regress" nicht überzeugend sei, wie auch immer. Solche Überlegungen sind einfach ein Anzeichen dafür, wie schwer wir uns damit tun, etwas "ohne Anfang" zu akzeptieren, was dann aber doch so da ist, wie wir es heute sehen. Man könnte verzweifeln. Und befeuert wird der Zweifel damit, dass wir ja ständig die alltägliche Erfahrung machen, wie die Dinge "entstehen" und "vergehen", die uns umgeben. (Irgendwann kommt man drauf, dass das nicht die Substanz betrifft, sondern nur deren Form.) Kurz: Eine "anfangslose" Existenz scheint manchem nur schwer denkbar. Wie kommen wir 'raus aus dem Teufelskreis? Ganz einfach: Wir kehren die Frage um. Wenn es einen plötzlichen "Anfang" aller Substanz gegeben haben sollte, dann müsste es logischerweise auch ein gänzlich rückstandsloses "Ende" aller Substanz geben können! Also: Wie einsichtig erscheint es uns, dass unsere Materie – beispielsweise Elektronen und Quarks – von einem Moment auf den anderen gänzlich rückstandslos verschwinden könnte? Offenbar ist solche Vorstellung noch weit abenteuerlicher als die eines "fehlenden" Anfangs. Fazit: die Vorstellung einer dauernden Existenz der Materie – ganz gleich, ob in Form von Teilchen oder Strahlung – ist immer noch die einsichtigste. Dass es dabei dramatischste Umwandlungen geben kann, z. B. in der Nähe des Urknalls, das gehört eben zur Natur unseres Universums, in dem zu leben wir das Glück haben.

07 November, 2013

Göttergläubig und zumeist belogen

Wenn alle Religionen sich gegenseitig beschuldigen, nicht die wahre zu sein, dann sind logischerweise fast alle Religionen (bis auf evtl. eine) falsch, vermitteln ihren Anhängern also Unwahrheiten. Da keine Religion die Mehrheit der Göttergläubigen hinter sich hat, wird folglich die Mehrheit auf jeden Fall belogen.

06 November, 2013

Über himmelweite Unterschiede

Der himmelweite Unterschied zwischen Nichtglauben und Glauben:
Wir stellen zwei Aussagen in den Raum: (a) Ich glaube nicht, dass es Götter gibt. (b) Ich glaube, dass es Götter nicht gibt.
Mancher mag auf den ersten Blick keinen besonders großen Unterschied finden, wenn das "nicht" mal hinter "Götter", und mal hinter "glaube" steht.
Deutlicher wird der Unterschied, wenn wir "glauben" durch das stärkere "behaupten" ersetzen: (a') Ich behaupte nicht, dass es Götter gibt. (b') Ich behaupte, dass es Götter nicht gibt.
Jetzt wird deutlicher sichtbar, dass (a) gar nichts behauptet, (b) aber sehr wohl.
Obwohl viele Säkulare vom Typ (a) sind, ist auffällig, dass Theisten da kaum differenzieren, sondern gern pauschal die Variante (b) unterstellen.

01 November, 2013

Schöner Einblick in die Welt des Glaubens

Bei Amazon rezensiert ein A. Rieble. Ein Buch, das ihm nicht gefällt, ist Kubitzas "Jesuswahn". Abgesehen davon gibt es in Riebles Besprechung dieses Buches einen kleinen Absatz, der die Glaubenswelt herrlich knackig beschreibt:
"Der christliche Glaube ist per definitionem ein ungeschuldetes Geschenk Gottes, auch wenn der Mensch dabei mitwirkt. Das Geschenk besteht darin, an eine göttliche Seinsebene zu glauben, die über der geschöpflichen steht. Geht dieser Glaube verloren, bleibt gewöhnlich nur eine weltimmanente Denkebene übrig..."
 Klartext also: So lange man sich einbildet, der eigene Glaube sei Göttergeschenk, sieht man eine "göttliche Seinsebene" (was immer das sein mag). Wenn dann diese Einbildung schwindet – vielleicht durch unerträgliche Abstrusitäten und Widersprüchlichkeiten der Götteridee – gelangt man wieder in die weltimmanente Denkebene. Besser kann man seinen Götterglauben kaum beschreiben. Vermutlich wird Herr A. Rieble bestreiten, selbst an "unerträgliche Abstrusitäten und Widersprüchlichkeiten" zu glauben. Aber witzigerweise attestiert er in einer anderen Rezension ("War's Allah's oder das Wort eines Mannes??") genau das der Glaubenswelt des Koran:
"Um es gleich zu sagen: Das Buch ist herzerfrischend zu lesen für jeden, der einerseits die religiösen Überzeugungen und Bemühungen der Muslime achten möchte, andererseits aber das literarische Sammelsurium des Korans mit seinen Abstrusitäten und Widersprüchlichkeiten unerträglich findet."
Immer wieder fasziniert die Blindheit der Göttergläubigen bezüglich der symmetrischen Glaubenssituation: Was ich bei anderen Religionen "unerträglich abstrus und widersprüchlich" finde, finden die anderen bei meiner Religion natürlich auch!

Hier passt wieder mal die schöne Bemerkung, dass unmöglich alle Religionen richtig sein können, wohingegen es sehr gut möglich ist, dass alle Religionen falsch sind.

08 Oktober, 2013

Reich-Ranicki kritisiert im Himmel

Das ist einfach zu schön:



(Gefunden bei: http://www.maths.ed.ac.uk/~aar/surgery/nzzcartoon.jpg)


07 Oktober, 2013

Diese Kirche stellt die falschen Fragen

Eine Kirche will unter der Überschrift "Kirche im Dialog" mit mehr Leuten ins Gespräch kommen und sagt als erstes: "Hier zunächst einige Aussagen zum Glauben. Geben Sie bitte bei jeder Aussage an, wie stark sie diese teilen." Dann geht es los:

Erste Aussage: "Ich habe manchmal das Gefühl, dass eine höhere Macht auf mein Leben einwirkt." (Dazu eine Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Was – bitte – soll "höhere Macht" sein, und warum nur eine? Ist die Schwerkraft eine höhere Macht, weil sie mich auf der Erde festhält? Ist die Regierung eine höhere Macht, weil sie zwingend meine Steuern einzieht? Ist die Kirche eine höhere Macht, weil sie den Religionsunterricht durchsetzt? Dann trifft voll zu, dass ständig höhere Mächte auf mein Leben einwirken. Vermutlich meint die Kirche hier aber nicht Schwerkraft oder Regierung, sondern irgendwelche Götter. Dann trifft – da das literarische Erfindungen sind – natürlich nicht zu, dass die auf mein Leben einwirken. Allerdings ist diese Antwort noch nicht die ganze Wahrheit. Denn auch wenn keine Götter existieren, die auf mein Leben einwirken könnten, gibt es doch eine mittelbare Kette von Wirkungen: Leute, die meinen, dass es Götter gäbe, setzen nämlich politisch durch, dass ihre Interessen durch meine Steuergelder gefördert werden. Da habe ich schon das Gefühl, dass das negativ auf mein Leben einwirkt. Sind das "höhere Mächte"? Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?

Zweite Aussage: "Nur das existiert, was sich messen und nachweisen lässt." (Dazu wieder die Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Was sagt die Logik? "Messen und nachweisen" lassen sich irgendwelche Wirkungen. Falls eine Sache auch im Existenzfall ganz sicher keinerlei Wirkungen hätte, ließe sich nicht entscheiden, ob sie existiert oder nicht. Gleichzeitig ist damit aber auch sicher, dass es zu den immanenten Eigenschaften dieser Sache gehört, wegen ihrer absoluten Auswirkungslosigkeit gänzlich irrelevant zu sein. Wenn es also eine immanente Eigenschaft des unsichtbaren rosafarbenen Einhorns ist, dass es keinerlei Auswirkungen zeigen kann, lässt sich nicht entscheiden, ob es existiert oder nicht. (Das trifft für alle anderen Farben natürlich genauso zu.) Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?
Ganz besonders witzig ist die Inkonsistenz zwischen diesen beiden ersten abgefragten Aussagen. Während die erste das Vorhandensein einer (göttlichen) "Einwirkung" suggerieren will, läuft die zweite unterschwellig auf die Bekundung hinaus, dass sich die "Einwirkung" nicht "nachweisen" lässt.

Dritte Aussage: "Ich glaube daran, dass es ein Leben nach dem Tod gibt." (Dazu wieder die Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Mit dem Tod eines Organismus ist auch der Tod des zugehörigen Gehirns verbunden. Eine Person, die in diesem Sinne organisch gestorben ist, hat danach naturgemäß keine eigenen Gedanken mehr. Gleichzeitig enthält die Frage die unspezifische Formulierung "ein Leben nach dem Tod". Man könnte antworten, dass es nach dem Tod einer Person viele andere Leben gibt, die weitergehen. Diejenigen, die etwas über die Gedanken der gestorbenen Person wissen, können die Gedanken wiederholen, weiter geben, nachvollziehen, weiterdenken, sich untereinander darüber austauschen, so wie wir uns über die Gedanken von Lukrez und Diderot austauschen. Die organische Materie der toten Person wird sich mit der Zeit über den Planeten verbreiten. Wenn wir ganz grob schätzen, dann könnte jeder von uns etwa eine Billion Atome in seinem Körper haben, die original von Lukrez stammen. Folglich bestehen wir zum Teil aus Lukrez und können seine Gedanken denken und weiterführen. Aber das ist eben nicht das Leben des Lukrez, sondern es ist unser Leben, auch wenn wir seinen Gedanken folgen. Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?

05 Oktober, 2013

Diderot: Heut' feiern wir Geburtstag

Heute vor 300 Jahren wurde Denis Diderot geboren. Ihm haben wir die Enzyklopädie zu verdanken und vieles mehr. Lieber Denis, danke für Deine Arbeit, für Deinen Mut, Dein Durchhaltevermögen. Ohne Dich hätten wir heute vielleicht ähnlich viele Schwierigkeiten wie Du damals, einfach nur nach Wahrheiten zu suchen, zum Offensichtlichen zu stehen und es kund zu geben. Danke für alles.

20 Juni, 2013

Du behauptest, dass es Götter gäbe

Geklaut bei den United Atheists of America:





Oder so: keinegoetter.de

25 April, 2013

Kinder mit der Rute "korrigieren"

Die NZZ bringt einen Bericht zu Ansichten über Kindererziehung, und da werden göttergläubige Leute vorgestellt, die es für dienlich halten, ein achtmonatiges Baby mit einem Stock zu schlagen - um es zu erziehen. Darf man das für böse ansehen?
Nun fragt sich derBright als bloggender Laie: Sind all diese religiösen Leute tatsächlich böse Menschen, oder könnte es nicht doch sein, dass da der eine oder andere gute Mensch durch seine Religion zu bösen Dingen getrieben wird?

20 April, 2013

Und wir finden immer neue Götter


So wahr wie erheiternd, und dass die Sonne am Anfang steht, ist sicherlich auch kein Zufall:


(Gefunden bei dem göttlichen Teddy Tietz)

31 März, 2013

Warum hab' ich meine Weltanschauung?

Da gab es einen Aufruf an Blogger: In 200 Worten (oder weniger) sollte jeder beschreiben, warum er seine Weltanschauung vertritt.
Das ist eine faire Basis, und die Ergebnisse lesen sich sehr instruktiv.

27 Februar, 2013

Kinder dürfen eine Meinung haben

Sie müssen nicht unkritisch dubiosen religiösen Sprüchen folgen, jedenfalls dann nicht, wenn sie englisch verstehen: http://kidswithoutgod.com/

06 Januar, 2013

Einfach so Naturalismus eben

Unsere Welt hat nicht "mehrere Realitäten", sondern unsere Welt ist bei außerordentlicher Vielfalt die eine Realität.
Wir denkenden Menschen machen uns ein Abbild von dieser einen Realität, und da Menschen verschieden sind, unterscheiden sich diese Abbilder.
Sunnitisch geprägte Abbilder scheinen einigen ihrer Anhänger den Eindruck zu vermitteln, dass man Anhänger eines schiitisch geprägten Abbildes getrost in die Luft sprengen darf.
Das katholisch geprägte Abbild sagt, wer nicht göttergläubig ist, sei nicht Mensch im Vollsinn.
Gruppen, die einem bestimmten Abbild anhängen, sind diesbezüglich ziemlich stabil. So werden in einer Anhängergruppe erzogene Kinder selbst meist zu Anhängern dieser Gruppe.
Eher selten wird ein Gruppenmitglied Anhänger eines anderen Abbildes, und viele Gruppen mögen solche Wechsel nicht. Das kann dazu führen, dass Abtrünnige ihren Gesinnungswechsel vor der eigenen Gruppe verbergen und auf längere Zeit nur nominelle Anhänger bleiben (z. B. Everett, Meslier).
Seit Menschengedenken gibt es wohl Uneinigkeit darüber, ob unter den Abbildern der Welt die einen den anderen vorzuziehen seien.

Wie unterscheidet sich das naturalistische Abbild von anderen? Ein Gedankengang dazu:
  • Es gibt genau nur eine Realität – unabhängig von den unterschiedlichen Abbildern, die wir uns von ihr machen. 
  • Die Menschheit ist Teil der Realität. 
  • Wie lange die Menschheit existieren wird, hängt auch von unserem Verhalten ab. 
  • Wenn wir langes Überleben der Menschheit anstreben, gelingt das um so besser, je sachgerechter wir dafür handeln. 
  • Sachgerecht handeln können wir um so besser, je ähnlicher unser Abbild der Realität ist. 
  • Wegen unseres begrenzten Verstandes ist unser Abbild der Realität unscharf, unvollständig und in Teilen unzutreffend.
  • Zur Verringerung von Defiziten bezüglich der Güte des Abbildes der Realität hat sich die wissenschaftliche Methode als herausragend erfolgreich gezeigt. 
  • Das führt dazu, dass selbst Anhänger anderer Abbilder – wenn Tatsachen gefragt sind – fallweise die wissenschaftliche Methode nutzen (z. B. mit der verschämten Bezeichnung "methodischer Atheismus").
  • Während religiöse Abbilder häufig von sich behaupten, einziggültig und unveränderlich zu sein, versteht das naturalistische Abbild eigene Änderungen als normal und notwendig, weil nur so die dauernd angestrebte Nähe des Abbildes zur Realität entsprechend wachsendem Erkenntnisstand möglich ist.

11 Dezember, 2012

Atheisten droht die Todesstrafe

Am 10. Dezember beschreibt ein Beitrag in der NZZ einige Probleme, denen Atheisten gegenüber stehen können, wenn Religion als Maßstab gilt.

28 November, 2012

So mal eben "bis zu 60 Tote"

Genau all die Medien, die gewohnheitsmäßig sowohl bei jedem einzelnen verfolgten Christen mit lautem Geheul die Nichtchristen anklagen als auch den Sicherheitsrat dafür schelten, dass er syrische Rebellen nicht genügend unterstützt, melden auffällig neutral, dass in Damaskus Dutzende Christen so mal eben in die Luft gesprengt worden sind. Kein Wort des Bedauerns oder der Anklage, kein Wort darüber, dass das eine Aktion der "Rebellen" war, die sich über mangelnde Unterstützung durch den Sicherheitsrat beklagen. Geht es noch scheinheiliger?

31 Oktober, 2012

Macher halten Aufklärung lebendig

Nicht nur straff organisierte Kirchenstrukturen und ihre Anhänger machen Dampf. Auch Freigeister entschließen sich ab und an, ihren Ideen eine Bühne zu schaffen und so Aufklärung lebendig zu halten. Beispiel: http://www.atheodoc.com/

31 Juli, 2012

Steven Weinberg über gut und böse

Kürzlich hat sich ein bloggender Berufsreligiöser mit einer Äußerung des Nobelpreisträgers Steven Weinberg befasst, die wir hier mal nach Wikiquote zitieren:
"With or without religion, good people can behave well and bad people can do evil; but for good people to do evil — that takes religion."
Fazit sollte wohl sein, dass man Menschen, die Böses tun, zuzugestehen hat, böse Menschen zu sein (und eben nicht gute, die der Religion wegen Böses tun).
Da ist zunächst interessant, dass der Beruf nicht vor bösen Verdrehungen zu schützen scheint, denn obwohl Weinberg eben nicht sagt, dass Religion die einzige Möglichkeit sei, gute Menschen zu Bösem zu veranlassen, lesen wir diese religiös berufene Falschinterpretation:
"Wenn ein "guter" Mensch "Böses" tut, dann war da also Religion im Spiel."
Und: Gerade warnt Ban Ki Moon vor "religiös motiviertem Bürgerkrieg" in Syrien.
Nun fragt sich derBright als bloggender Laie: Sind all die religiösen Leute, die dort bös auf den Bürgerkrieg zusteuern, tatsächlich böse Menschen, oder könnte es nicht doch sein, dass da der eine oder andere gute Mensch durch seine Religion zu bösen Dingen getrieben wird?

23 Juni, 2012

Salafisten, Atheisten und Co

Oh wie subtil und fein gesponnen ist solch ein Thema. Das ist die rechte Art, die hohe Justiz endlich auf die Fährte all dieser Schurken zu lenken. Und nach den Salafisten dürfen sich dann die anderen warm anziehen ...?

07 Juni, 2012

Staunen geht auch ohne Götterglauben

Vor einiger Zeit hatten wir uns mit der Behauptung befasst, dass ein Naturphänomen an Schönheit verlöre, wenn man physikalisches Verständnis dafür hat. Ein ehemals Gläubiger zeigt nun mit seinem Video genau das Gegenteil. (Deutsche Untertitel lassen sich mit der Schaltfläche "CC" am unteren Rand zuschalten.)

Steffen Kern sieht mindestens zwei Götter

Und das theologisch und geistlich korrekt: Nachdem wir ähnliches von Herrn Beckstein kennen, teilt nun auch Herr Kern mit, dass sein Gott nicht derselbe ist wie der der anderen.

06 Juni, 2012

Wie kommt Google auf den Kirchenaustritt?

Google hat die sogenannte "automatische Vervollständigung" eingeführt, d.h. noch bevor man das Suchwort fertig getippt hat, werden laufend Begriffe angezeigt, an denen evtl. das meiste Interesse besteht. Was passiert, wenn man versucht, "Kirche" einzutippen? Als Suchbegriff wird "Kirchenaustritt" angeboten. Wie kommt das? Woran liegt es, dass neben den vielen, vielen möglichen neutralen oder positiven Assoziationen ausgerechnet der "Austritt" als ein Favorit erscheint?

29 Mai, 2012

Wünschelruten für die lieben Kleinen

denn "Gerade Kinder sind für so etwas offen", weil noch nicht so "verkopft". Und die Stiftung Kultur der Sparkasse Köln Bonn fördert das also. Aha.
(Gefunden hier und da)

14 März, 2012

Forscher finden immer mehr Planeten

Wer hinreichend über Weltall und Unermesslichkeit nachdenkt, der sieht da keinen "ausgezeichneten Punkt Erde".
Eine Weltanschauung, die Erde, Sonne, Menschen mehr Stellenwert beimisst als jedem Bestandteil der allerfernsten Galaxis, ist nicht sehr weit entfernt von Lokalpatriotismus.
Die Vorstellung von Götterallmacht ist so schlicht antik-naiv und beschränkt lokal, wie sie sonderlich für die Erde mehr Götterinteresse annimmt als jedem anderen Planeten im gesamten Weltall zukäme.
Denn: wären Götter nach der Vorstellung so konsistent wie integer, könnten sie die Erde nicht mehr achten als jeden anderen Planeten in sämtlichen Galaxien unseres Weltalls – von solchem Geist aber scheint die Bibel nicht inspiriert zu sein.
Nun kann man einwenden: Spätestens seit Giordano Bruno ist das ja alles gesagt – warum also nochmal der Hinweis?
Weil gerade in den Jahren, die wir jetzt hier erleben, ein weiteres Teilchen Ungewissheit aufgeklärt wird: Noch vor wenigen Jahren waren extrasolare Planeten nicht entdeckt, und manchem Göttergläubigen konnte die bibeltreue Spekulation gelegen kommen, unsere Sonne mit ihrem Planetensystem wäre vielleicht einzigartig im All.
Gerade eben dürfen wir miterleben, dass die Astronomen tatsächlich mehr Planeten als Sterne finden – ein schöner Fingerzeig, wie Naturwissenschaft der Wahrheit näher kommt als religiöse Spekulation.
Obwohl die technischen Schwierigkeiten enorm sind, so ferne Planeten zu entdecken, obwohl da die größeren erst mal mehr auffallen als die kleineren und obwohl diese Beobachtungen erst seit wenigen Jahren möglich sind, gibt es schon eine beeindruckende Anzahl gefundener Planetensysteme in dieser Übersicht.

29 Februar, 2012

Was, wenn damit alle richtig liegen?

Jede Religion, die sich für die alleinige Hüterin der Wahrheit ansieht, erklärt so die Lehren der anderen Religionen für falsch. Insofern beweist Apologetik schlüssig, dass die anderen unrecht haben.
Was, wenn damit nun alle richtig liegen?

27 Januar, 2012

Telefonisch - was die Hessen glauben

Da gibt es jetzt eine Studie: "Was glauben die Hessen?"
Wie neutral kann die sein, wenn die an einer katholischen Hochschule gemacht wurde, unter Regie eines promovierten Theologen?
Die Telefon-Umfrage fand zufälligerweise in der Adventszeit statt. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Wer an der Umfrage teilnahm, wurde mit Aussagen konfrontiert wie z.B.: "Es gibt den Himmel." Darauf sollte dann geantwortet werden, ob man die Aussage für zutreffend hält: "eher ja" oder "eher nein".
Weitere Aussage: "Es gibt ein Geheimnis hinter oder über unserem normalen Leben": "eher ja" oder "eher nein". Wer – bitte – wollte behaupten, dass über das normale Leben schon alles restlos bekannt sei?
Die Studie ist wirklich lesenswert, z.B. S. 76: "Wenn nicht alles täuscht, erleben wir vor unser aller Augen, wie die Glaubensbasis der christlichen Kirchen in Hessen dabei ist zu erodieren."

15 Dezember, 2011

Diesen Jesus hat es nie gegeben

Wenn wir eins und eins zusammenzählen, ergibt sich dieses Bild:
- Theologische Geschichtsforschung zur Entstehung der Bibel hat definitiv gefunden, dass die Faktenlage keine sichere Aussage erlaubt, was ein "Jesus" gesagt oder getan hat.
- Wenn man außerdem berücksichtigt, dass Sonnengottmythen (Jungfrauengeburt, Wundertun, Kreuzigung, Auferstehung nach dem Tod) im Altertum durchaus verbreitet waren und dass sogenannte "außerchristliche Quellen" deutliche Anzeichen von Fälschung erkennen lassen, bleibt netto nichts übrig, was die Realexistenz eines Erlösers Jesus Christus wasserdicht belegt: Er ist eine erdichtete Figur.
Interessant ist in dem Zusammenhang, warum Leute mit säkularer Weltsicht die Möglichkeit einer Jesusfigur mit Bemerkungen hinnehmen wie: "Unter den Wanderlehrern mag es schon welche diesen Namens gegeben haben, deren Leben überhöht in religiösen Erzählungen Spuren hinterlassen hat." Möglicherweise ist es einfach die Sturheit der Seelenhirten vor Ort, gegen alle Forschungen an den netten Jesuserzählungen festzuhalten, die es den Säkularen unangemessen erscheinen lässt, Energie gegenüber so viel Ignoranz zu investieren.

13 Dezember, 2011

Von Scott Adams zur Magie der Götter

Die Seite Atheistgems zeigt u.a. ein pdf-Büchlein "God's Debris" von Scott Adams, in dem ungefähr dieser Dialog vorkommt:
- Warum glauben Leute an Götter?
- Weil es Sachen gibt, die sie sich anders nicht erklären können.
- Wenn ein Bühnenmagier einen Tiger verschwinden lässt, und du weißt nicht, wie das ohne echte Magie möglich war, wird die Vorführung dadurch zu echter Magie?
- Nein. Der Magier weiß, wie es gemacht wird, andere Magier wissen es, und auch sein Assistent weiß, wie es gemacht wurde. So lange jemand weiß, wie es gemacht wird, kann ich sicher sein, dass es keine echte Magie ist. Ich selbst muss dabei nicht wissen, wie es geht.
- Wenn es nun jemand gäbe, der sehr klug ist, und der weiß, dass und wie die Welt ohne jedes Zutun von Göttern funktioniert, könnte diese Person dich dann überzeugen, dass an Geschichte und Funktionieren der Welt keine Götter beteiligt sind?
- Theoretisch ja, aber eine Person mit soviel Wissen existiert nicht.
- Genauer gesagt: Du kannst nicht sicher sein, ob eine solche Person existiert.


11 November, 2011

Wer von uns ist nun kein Mensch im Vollsinn?

Der Papst sagt 1982:
"…man ist kein Mensch im Vollsinn, wenn man nicht in der Erlösung lebt, die dem Menschen die tiefen Wurzeln seiner Person zeigt, die … von Gott erlöst ist…"
In der Wikipedia findet derBright eben für Deutschland 81,729 Mio. Einwohner. Wieviele von uns mögen danach kein Mensch im Vollsinn sein und wer sind die, die uns – in aller Demut selbstverständlich – absprechen, Menschen im Vollsinn zu sein?

29 Oktober, 2011

Über Widersprüche in der Bibel

Das Buch "Jesus im Zerrspiegel" von Bart D. Ehrmann kann in einer Amazon-Rezension ein "Pf. i. R." "...für Europäische Leser nicht empfehlen." Der Rezensent schreibt schließlich: "Ich habe das Buch enttäuscht rasch aus der Hand gegeben." Ganz anders derBright, vom Buch regelrecht fasziniert: Der Religionswissenschaftler Ehrmann beschreibt auf sehr erhellende Weise, mit welch beeindruckender Sorgfalt die theologischen Fakultäten in Europa und in den USA seit 200 Jahren die Bibel und ihre Quellen bis aufs letzte zerpflücken und sich längst darüber einig sind, dass die heute vorliegenden Texte äußerst wechselvolle Bearbeitungen hinter sich haben. Die Religionswissenschaft – so Ehrmann – erhebt längst nicht mehr den Anspruch, dass sich die Geschichte so abgespielt hat, wie sie z.B. in den Evangelien beschrieben wird oder dass die Bibel wörtlich von Gott inspiriert sei.
Worüber sich Ehrmann selbst immer wieder wundert, beschreibt er in Passagen wie dieser auf S. 30f.:
"Eine der erstaunlichsten und irritierendsten Merkmale des gegenwärtigen Christentums ist die Tatsache, dass Universitätsabsolventen, die die historisch-kritische Methode erlernt haben, diese vollständig zu vergessen scheinen, wenn sie mit ihrer Arbeit als Pastoren und Pastorinnen beginnen ... Sie haben erkennen müssen, dass wir tatsächlich nicht sicher wissen, ob Mose je gelebt hat, und was Jesus tatsächlich sagte und tat ... Aus bestimmten Gründen sträuben sich Pastoren und Pastorinnen häufig dagegen, das weiterzugeben, was sie an der Hochschule über die Bibel gelernt haben."

03 August, 2011

Lieblingspsalm einhundert neununddreißig

Da schreibt Domvikar Torsten Kürbig:
"Und auf den Mittwoch der vierten Woche freue ich mich immer in besonderer Weise: In der Vesper dieses Tages nämlich betet die Kirche unter anderem den Psalm einhundert neununddreißig, den ich – auch nach hunderten Malen – immer wieder sehr gerne bete. "
Und so dürfen wir uns den Domvikar vorstellen, wie er nach eigener Auskunft in besonderer Weise erfreut jeden Mittwoch der vierten Woche sehr gern betet:
"19 Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten!
Ihr blutgierigen Menschen, lasst ab von mir!
20 Sie reden über dich voll Tücke
und missbrauchen deinen Namen.
21 Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen,
die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben?
22 Ich hasse sie mit glühendem Hass;
auch mir sind sie zu Feinden geworden."
Und um dem Argument vorzubeugen, dass diese Verse des Psalms gegenüber den anderen evtl. geringeren Stellenwert haben könnten, sagt der Domvikar noch:
"Es gibt tatsächlich beide Seiten in diesem Psalm und er lässt sich – nach meiner bescheidenen Gebetserfahrung – nicht auflösen nur in die eine oder nur in die andere Richtung. Und das ist auch gut so...Der Psalm einhundert neununddreißig ist deshalb mein Lieblingspsalm geworden, weil er mich groß sein lässt, obwohl ich klein bin, weil er mir Hoffnung schenkt, obwohl ich verzweifeln könnte ..."
Nun frevelt derBright, d.h. er missachtet die kirchlichen Glaubensgrundsätze, weil er Götter als literarische Erfindung ansieht. Jeden vierten Mittwoch wird derBright also an den Domvikar denken, wie der so sehr gern betet, dass sein Gott den Frevler töten möge. Vermutlich hofft der Domvikar, dass sein Gott seine Gebete erhört. Oder sollte es uns zu denken geben, dass der Domvikar weiter schreibt:
"...weil er mir Mut macht etwas zu tun, was mir vielleicht unmöglich scheint."?


05 Juli, 2011

Kleiner Selbsttest über Humanismus

Englische Humanisten haben einen kurzen Leitfaden zu humanistischen Ideen ins Netz gestellt. Da findet man unter der Rubrik "Are you a humanist?" ein kleines Quiz.
Die mehr oder weniger ernsten Fragen und Antworten wurden ausgewählt, um beim Prüfen der eigenen Anschauung zu helfen: Inwieweit man die Welt von einem religiösen Standpunkt aus sieht und wie diese Sicht mit dem eigenen Wertegefüge zusammen spielt. Allerdings sind persönliche Ansichten oft breit gefächert und nicht unbedingt widerspruchsfrei. Möglicherweise widerspiegelt also keines der da angenommenen Profile die Haltung des Lesers besonders gut. Trotzdem vermitteln sie eine gewisse Einsicht, was Humanisten glauben - oder nicht glauben:
  • Existiert Gott?
  • Nach meinem Tod ...
  • Wie begann das Universum?
  • Die Theorie, dass das Leben auf der Erde sich über Milliarden Jahre langsam entwickelt hat, ist ...
  • Wenn ich etwas schönes sehe, denke ich, ...
  • Wir können Recht und Unrecht unterscheiden, indem ...
  • Ehrlichkeit ist gut, weil ...
  • Mitmenschen sind zu achten und zu respektieren, weil ...
  • Tieren gegenüber sollte man ...
  • Das wichtigste im Leben ist, ...

28 Juni, 2011

Philipp Blom und böse Philosophen

"Böse Philosophen" ist der Titel eines Buches von Philipp Blom. Nach dem Lesen des Buches hat man das Gefühl, eine Reihe der Philosophen aus dem vorrevolutionären Paris wie Rousseau, Diderot, Hume, d'Holbach und andere persönlich kennen gelernt zu haben. Ein schönes Buch.

10 Mai, 2011

Dauerbrenner bei den Suchanfragen

Unter den Such-Anfragen, die zum Blog hier führen, gibt es einen "Dauerbrenner", der viel, viel häufiger auftritt als andere Themen: "Warum gibt es etwas?" Also greifen wir das nochmal kurz auf.

Ausgangspunkt

Menschen stellen Dinge her. Gewöhnlich beabsichtigen wir, dass das Produkt einem bestimmten Zweck dient. Unterschwellig mögen wir uns fragen, ob auch andere Entstehungsprozesse mit einem Zweck verbunden sein könnten - ähnlich wie bei unseren Produkten. Das ist eine Denkfalle. Wir Menschen haben zwar viele Kenntnisse gewonnen, weil wir verallgemeinern und induktive Schlüsse ziehen können. Aber: Induktive Schlüsse können falsch sein – und sind es häufig.

Was ist gefragt?

Unser deutschsprachiges "Warum" ist nicht präzise. Es kann zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen haben:
  • "Zu welchem Zweck" gibt es etwas?
  • "Wegen welcher Ursache" gibt es etwas?

Die Zweck-Frage

Steckt hinter der Entstehung von Sternen, Sonne, Mond, Planeten ein Zweck? Nein. Die Welt verändert sich, indem Unmengen von Vorgängen gleichzeitig ablaufen. Die Vorgänge führen zu immer neuen Zuständen. Und zwar ohne dass damit eine Art vorausbedachter "Zweck" verbunden wäre.
Um das zu erkennen, müssen wir "umlernen", denn der alltägliche Sprachgebrauch gibt die Zweckfreiheit der Vorgänge gewöhnlich nicht wieder. Im Gegenteil: Kinder wachsen häufig mit "Zweckerklärungen" auf: "Es regnet, damit Pflanzen und Tiere trinken können ... Die Sonne scheint, damit es hell und warm ist ..." usw.

Die Ursachen-Frage

Was ist die Ursache für die Existenz der Welt in ihrer heutigen Form? Salopp gesagt: Die Ursache für die heutige Welt ist ihr gestriger Zustand. Das ist schon fast beleidigend banal und kaum bezweifelbar. Bezogen auf vorgestern oder einen Tag vor hundert oder vor Millionen Jahren bleibt die Feststellung genau so trivial. Aber auch bei drastischen Einschnitten der Art eines sogenannten "Urknall" deutet nichts auf eine Verletzung des durchgängigen Prinzips, dass Zustände aufeinander folgen und dass die Gesamtbilanz des beteiligten Energie-Materie-Konglomerats erhalten bleibt.
Trotzdem versuchen immer wieder Leute, da irgendwo eine Art "Erstursache" hinein zu konstruieren, weil eine unendliche Folge von Rückgriffen auf den vorangegangenen Zustand angeblich "nicht zulässig" sei. Wieso nicht? Wandel in Ewigkeit ist schlicht die Daseinsform unserer Welt. Nichts spricht dagegen. Schwierig ist es nur für die, die sich nicht über das hinwegsetzen mögen, was ihnen ständig vorerzählt wurde.

28 April, 2011

Was den Sonnenuntergang entwertet

"Wenn jemand behauptet, dass ein physikalisch erklärter Sonnenuntergang nichts an Schönheit einbüßt (gegenüber einem emotional betrachteten), dann kann ich nur sagen, gefühlsarmer Tropf."
So steht es in einer Rezension.

Äußerungen ähnlicher Art finden sich zu Hauf und sollen wohl die These illustrieren, dass die ganze Großartigkeit einer Erscheinung nur voll erfassen könne, wer ihr göttlichen Ursprung zuschreibt.
Dieser These kann derBright nicht folgen und fragt höflichst nach Aufklärung. Denn:
  • Ist es für persönliche allmächtige allwissende allgütige All-Schöpfer ("pamawagAS") nicht ein Klacks, einen hübschen Sonnenuntergang zu machen?
  • Ist es für pamawagAS nicht ein Klacks, unsere Gehirne so zu machen, dass sie gezeigte Sonnenuntergänge gut finden?
  • Wenn das Gefühl durch Verständnis einer Erscheinung verarmt, erwarten dann pamawagAS, dass man das zur Verfügung gestellte Hirn nicht nutzt?

23 März, 2011

Wer zur Hölle will schon in den Himmel?

Das ist der Titel eines Buches von Edgar Dahl, und die Rezensionen bei Amazon sind durchweg positiv, was bei einem religiösen Thema eher ungewöhnlich ist. Die Rezensionen sind für sich auch schon interessant, und hier schauen wir schon mal auf den vorletzten Absatz des Vorworts:
"Sollte Dantes Beschreibung der Wirklichkeit entsprechen, müssen wir uns offenbar keine großen Sorgen machen. Mehr noch: Wenn er recht hat, dürfte die Hölle sogar eine weit bessere Adresse als der Himmel sein. Denn neben den antiken Schriftstellern Homer, Horaz und Ovid werden wir dort auch einigen der größten Philosophen, Sittenlehrer, Wissenschaftler, Künstler und Staatsmänner aller Zeiten begegnen. Angefangen von Sokrates, Platon und Aristoteles werden wir dort Holbach, Hume und Schopenhauer, Buddha, Laotse und Konfuzius, Darwin, Freud und Einstein, Voltaire, Goethe und Byron, Mozart, Haydn und Beethoven sowie Marc Aurel, Friedrich den Großen und Thomas Jefferson treffen."
Und hier noch ein Satz von Schopenhauer:
"Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, dann möchte ich nicht der Gott sein: Ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen."
Nachtrag 9.6.2011: Nun hat sich doch ein Rezensent (mit "Amt in der Kirche") gefunden, der die schlechtestmögliche Wertung abgibt:
"...intellektuell betrachtet, absoluter Müll.

Beispiel: Ein Zitat von Victor Hugo: Wenn dein Gott dich nach seinem eigenen Bilde geschaffen hat, muss er ziemlich hässlich sein.

Einfach Schrott!"
Naja.

28 Februar, 2011

Wie verquickt ist Denken mit der Sprache?

„Im Mai 1898 feierte Portugal den 400. Jahrestag der Ankunft dieses Forschers in Indien.“
Wenn Sätze etwa dieser Art im US-Fernseh-Quiz „Jeopardy“ gezeigt werden, dann sollen die Rater eine Frage formulieren, zu der der Satz als Antwort passt. Richtig ist hier also, wenn der Rater fragt: „Wer war Vasco da Gama?“
Die besten Rater kommen eine Runde weiter, treten dann gegeneinander an und so finden sich dann einige Könner, die mehr Spiele oder mehr Geld gewinnen als die anderen.
Hätten wir hier vor zwei Jahren gefragt, welche Eigenschaften ein sehr guter Rater vor allem braucht, wäre vermutlich gesagt worden: Pfiffigkeit / Sprachverständnis / Klugheit / Belesenheit / Scharfsinn … usw.
Da nun in diesem Monat die beiden besten Rater von einem Computer übertrumpft wurden, stellt sich uns die Frage, warum wir mit unserer Aufzählung der nötigen Eigenschaften so sehr falsch gelegen haben. Belesenheit könnte man einem Rechner vielleicht gerade noch zugestehen, aber Pfiffigkeit / Sprachverständnis / Klugheit / Scharfsinn? Wir wissen, dass der Rechner jedenfalls nicht denken kann. Was also ist es, was der erfolgreiche Rater wirklich braucht?

10 Februar, 2011

Der Natur mal in die Karten schauen

Wer gern etwas mehr Gefühl dafür bekommen möchte, wie Evolution arbeitet – blind und dennoch bisweilen erfolgreich – der kann der Evolution hier direkt in die Karten schauen: http://boxcar2d.com (Anklicken und zusehen.)
Ein paar Karosserieteile und ein paar Räder werden zufällig zusammengefügt, und dass die nicht richtig gut über die Teststrecke rollen, ist nicht weiter verwunderlich. Was dann aber nach Dutzenden Zyklen von Versuch und Irrtum 'rauskommt, macht zunehmend den Eindruck, als sei es geschickt konstruiert.

01 Dezember, 2010

Blair und Hitchens über Religionen

Die Tageszeitung "The Globe and Mail" in Canada berichtet über eine Debatte zu Religionsfragen, die in Toronto am 26. November 2010 stattgefunden hat. Interessant sind auch die Ergebnisse der zugehörigen Umfrage.

28 August, 2010

Erster Atheistentag in Jena

Stattgefunden hat er jedenfalls, der erste Atheistentag. Nun wird sich zeigen, ob es auch einen zweiten Atheistentag gibt, zu dem sich dann vielleicht ein paar mehr Leute einfinden.

13 Juli, 2010

Kardinal mit neuem Schenkelklopfer

Der Neid aller Komiker ist ihm sicher, sowas muss einem erst mal einfallen:
Bei einem Zölibatär muss man immer sagen: Entweder ist der verrückt, oder es gibt Gott. Eine andere Alternative gibt es nicht. Und wenn die Menschen feststellen, der ist nicht verrückt, dann muss es Gott geben. Überzeugend gelebt ist der Zölibat immer noch der schlagendste Gottesbeweis.

24 Juni, 2010

Die Motive religiöser Menschen

Daniel Dennet beantwortet die Frage, warum Menschen religiös sind, im Interview des Tagesspiegel so:
"Aus sehr ähnlichen Gründen, wie die, warum es so viele WM-Fans gibt. An vielen Orten der Welt ist Religion eine Möglichkeit, sozial zusammenzukommen."

Und weiter heißt es da:
"Es gibt nicht annähernd so viele Gläubige, wie man annehmen könnte. Viele Menschen sind ihrer Kirche treu ergeben, wie sie auch treu zu ihrem Fußballteam halten. Darum sagen viele Menschen „Ich glaube“, auch wenn sie es nicht tuen. Nicht nur Kirchgänger, auch Priester. Ich habe gerade eine Studie beendet, in der wir Pfarrer interviewt haben, die insgeheim nicht mehr an Gott glauben. Die sind überzeugt, dass sie nur die Spitze des Eisbergs sind."

Und weiter:
"Ich bekomme jede Woche Post von Menschen, die schreiben: Wie Sie bin ich Atheist, aber ich kann das nicht zugeben. Ein Zahnarzt schrieb mir, er würde all seine Patienten verlieren, wenn er nicht mehr in die Kirche ginge. In vielen Teilen der USA gibt es einen enormen sozialen Druck, nicht nur zu sagen, man glaubt, sondern auch in die Kirche zu gehen. Die Leute schauen, wer hingeht und wer nicht. In dieser Atmosphäre müssen Atheisten ihre Überzeugung für sich behalten, genau wie Schwule in den 50er Jahren. Die Priester, die wir interviewt haben – das war schockierend. Die meisten hatten richtig Angst, konnten nicht einmal mit ihrer Frau darüber reden. Als die Studie erschienen ist, da hat niemand das Ergebnis bestritten."

23 Juni, 2010

Amnesie und Konfabulationen

David J. Linden äußert sich in seinem Buch "Das Gehirn - ein Unfall der Natur" über Aspekte religiöser Ambitionen. In dem Zusammenhang beleuchtet er gewisse Hirnfunktionen:
Wenn man einen Patienten im Krankenhaus, der an schwerer anterograder Amnesie leidet, fragt: "Was haben Sie gestern getan?", hat er keine Erinnerungen an den Vortag, die er abrufen könnte. In vielen Fällen konstruiert der Patient dann aus bruchstückhaften früheren Erinnerungen eine kohärente und detaillierte Geschichte ... In fast allen Fällen glauben Amnesiepatienten an ihre eigenen Konfabulationen und verhalten sich, als ob diese wahr wären. Konfabulation bei anterograder Amnesie ist kein willkürlich kontrollierbarer Prozess. Vielmehr spiegelt dieser Vorgang das wider, was das Gehirn tut, wenn es mit einem Problem konfrontiert wird, das es nicht lösen kann: Es spinnt eine Geschichte aus irgendwelchen Erfahrungsbruchstücken, die es heraufbeschwören kann ...

Das klingt nach verblüffender Ähnlichkeit mit religiösen Erklärungsmustern: Für widersprüchliche und lückenhafte Sachverhalte konfabuliert das Gehirn einfach "Erklärungen" (auch mit Wundern, Göttern usw.), die die Lücken kitten, und am Schluss glaubt das Subjekt auch noch selber, was es da produziert hat.

10 Juni, 2010

Wer ist unbeliebter als die Banken?

Man ist versucht, die Frage für nicht beantwortbar zu halten. Falsch. Die Antwort hat das manager magazin gefunden:

09 Juni, 2010

Wo gibt's Witze über Atheisten?

Witze über Atheisten gibt es u.a. da. Ein schöner geht ungefähr so:
Ein Atheist wird von einem Bären verfolgt und zu Boden gerissen. Blitzartig hat er die Vision, dass Gott ihm vielleicht noch helfen könnte, es aber wegen seines Unglaubens nicht tut. Sein letzter Gedanke ist, ob es möglich wäre, den Bären zu bekehren. Da brummelt der Bär: "Lieber Herr Jesus, sei mein Gast und segne, was Du mir bescheret hast.""

20 Mai, 2010

Wird der Glaube stärker oder schwächer?

Im öffentlichen Meinungsaustausch finden sich widersprüchliche Feststellungen. Gläubige bejubeln eine Wiederkehr des Glaubens, Atheisten sind da nicht so sicher, und nichts genaues weiß man nicht. Folgt man einem katholischen Experten, dann scheint es aber jedenfalls mit dem Glauben der Protestanten nicht mehr weit her zu sein, denn wie er mitteilt,
"... ist den meisten Protestanten, die ich kenne, ihr eigener Glaube mittlerweile herzlich egal."

25 April, 2010

Unterschied von Wirklichkeit und Wünschen

Unser Leben lang lernen wir, dass die Realität sich nicht nach unseren Wünschen richtet, sondern ihren eigenen Regeln folgt. Ist es da nicht merkwürdig, wenn jemand genau das verspricht, was man sich am meisten wünscht: Ewige Existenz nach dem Tod im Kreise der Lieben in paradiesischen Zuständen? Und dafür nichts verlangt, als das ohne Grund einfach nur brav zu glauben, und dazu eine Steuer, um die zu bezahlen, die das predigen?

17 April, 2010

Wie bekehren Exotheologen?

Im Telepolis Special "Kosmologie" 01/2010 hat der Theologieprofessor Armin Kreiner einen Beitrag mit dem Titel "Exotheologie". Daraus zwei Zitate:
Geht man davon aus, dass es in jeder Galaxie mindestens einen bewohnten Planeten gibt, so wären schätzungsweise 1010 Inkarnationen nötig, was bei einem Alter des Universums von etwa 13 Milliarden Jahren einen gewaltigen Termindruck erzeugen würde, vor allem, wenn man bedenkt, dass eine Inkarnation keinen Sinn macht, solange sich kein intelligentes Leben entwickelt hat, was die zur Verfügung stehende Zeitspanne noch einmal drastisch verkürzt.
...
Sollte dem Christentum bis zum Tag X nichts Besseres einfallen, als die außerirdischen Besucher mit Bibeln und Missionaren beglücken zu wollen, könnte es in den Geschichtsbüchern landen, noch ehe die ersten Außerirdischen ihren Fuß auf unseren Planeten setzen.

Hier hat derBright ein Verständnisproblem. Wer sich sicher ist, dass eine allmächtige Person Schöpfer des Universums ist, wie kann der diese Allmacht unter "Termindruck" sehen?
Wer sich dagegen nicht sicher ist, muss der wirklich missionieren?

13 März, 2010

Kardinal muss nicht an Jesus glauben

Dass jemand Kardinal ist, muss nicht besagen, dass derjenige an Jesus glaubt. Jemand, der es wissen muss, Pater Gabriele Amorth, sagt gemäß Spiegel in einem Gespräch mit Repubblica, es gebe "Kardinäle, die nicht an Jesus glaubten".

11 März, 2010

Die zwei Seiten der Zusammenstöße

Wenn Christen hunderte Muslime abschlachten, titelt Focus so:
Wenn dann Muslime hunderte Christen abschlachten, titelt Focus so:

28 Februar, 2010

Gott ist nichts als menschliche Erfahrung ...

... im Gewand religiöser Sprache. So zitiert Radio Vatikan den Niederländischen Pfarrer Klaas Hendrikse, der in seiner Gemeinde in Zierikzee "von der Kanzel herab" verkündet, "dass es Gott nicht gebe. Und das schon lange. Ein Buch dazu hat er auch geschrieben: 'Glauben an einen Gott, den es nicht gibt'."
Offenbar geht es also auch anders, als trotz eigenen Unglaubens die Gemeinde zu belügen.

29 Januar, 2010

Protestant vom Scheitel bis zur Sohle

Schiefe Bilder in "pro":
  • Neuerdings scheint es Mode zu sein, dass Theisten mit ihrem "Zweifel" kokettieren:
    "Ich bin ein großer Freund des Zweifelns. Das gehört für mich auch zur Frage des Glaubens mit dazu. Sowohl der Gläubige als auch der Ungläubige muss immer über diesen Abgrund, den Zweifel, hinüber. Die Wissenschaft arbeitet daran, den Zweifel möglichst klein zu halten."
    Falsch. Das Gegenteil ist richtig: Die Wissenschaft das ist ihr Wesen bezweifelt rational alles. Bestand hat nur, was auch dem offensivsten Zweifel widerstehen konnte. Und auch dieser Bestand währt nur bis zum Auftauchen neuer begründeter Zweifel.

  • "Unser christliches Gottesbild ist ja ein sehr personales, dem ich persönlich auch anhänge, weil ich glaube, dass wir Menschen uns nichts anderes vorstellen können als einen personalen Gott."
    "... dass wir Menschen uns nichts anderes vorstellen können, als einen personalen Gott" hat nichts mit der Realität gemein. Folgt man der Britannica Online, dann sind es mit den Buddhisten und den Nichtreligiösen schon mal mehr als 1 Mrd. von uns Menschen, die sich einen personalen Gott eben gerade nicht vorstellen können. Der "personale Gott" ist einfach zu offensichtlich literarische Erfindung.

  • "Aber besonders eigentümlich wird es ja, wenn es am Ende Lebewesen gibt, die mit mehr ausgestattet sind, als eigentlich notwendig wäre. Unser Erkenntnisapparat ist von einer solchen Möglichkeitsbreite, wie es für unser Überleben eigentlich gar nicht notwendig wäre. Das wirft natürlich schon die Frage auf, inwieweit wir mehr sind als nur die Summe unserer Teile. Wir sind offenbar deutlich mehr als nur Substanz."
    Na wer bestimmt denn hier, was "eigentlich notwendig" ist? Wofür "notwendig"? Dass Systeme mehr als nur die Summe ihrer Teile sind, "mehr als nur Substanz", das ist schon lange ein alter Hut und hier unter dem Stichwort Emergenz mehrfach abgehandelt. Und: "für unser Überleben" ist eigentlich notwendig, dass wir aufhören, uns gegenseitig abzuschlachten, dass wir die Zerstörung unserer Lebensgrundlage Umwelt unterlassen. Mancher Religion scheint die Vorfreude aufs Jenseits wichtiger zu sein, und wer Zweifel daran vorbringt, wird dann auch schon mal verteufelt oder durch Blasphemie-Gesetzlichkeit bedroht.

  • Frage: Sind wir Zufall oder sind wir gewollt?
    "Ich tendiere zum 'gewollt sein'. Man fühlt sich ja sehr wohl in der Welt, und man merkt ja auch, dass man gut aufgehoben ist."
    "Man" fühlt sich ja sehr wohl in der Welt? Ob das auch die Kinder so sehen, die weltweit Stunde für Stunde zu hunderten Hungers verrecken? "Gewollt"?

20 Dezember, 2009

"Woran glaubt ein Atheist?" gelesen.

Verfasser ist André Comte-Sponville.
Passend zu Weihnachten ein sehr friedliches, freundliches Buch.
Wer selbst religiös fühlt oder vielleicht solchem Fühlen nahe zu stehen meint und sich einfach nur fragt, wie absurd Atheisten denken müssen, die keinen Zweck in der Welt sehen, der wird hier fündig. Sehr persönlich und sehr ehrlich erzählt der Autor von seinem Denken und Fühlen, vom Mysterium unserer Welt.

30 November, 2009

Dreifach Schwierigkeiten mit der Wahrheit

Gesetzt den Fall, derBright wäre regelmäßiger Kirchgänger. Dann müsste er damit leben, dass

Keine schöne Vorstellung.

31 Oktober, 2009

Darf man Jesus' Existenz bezweifeln?

Hierzu versuchen wir mal, einen Absatz dieses Blog-Eintrags ins Deutsche zu bringen: http://www.daylightatheism.org/2009/10/maybe-jesus-will-save-us-after-all.html:

Nimmt man alle Informationen, alle bekannten Tatsachen, dann glauben viele – nicht alle, aber viele – Wissenschaftler nicht, dass es irgendwelche ernstzunehmenden Belege dafür gibt, dass jemand mit dem Namen Jesus, wie in der christlichen Bibel beschrieben, überhaupt existiert hat. Jesus war ein Archetyp. Er war eine vermenschlichte Aufsummierung der Sonnengottmythen des Mittelmeerraumes und des mittleren Ostens. Nicht ein einziger zeitgenössischer Historiker verliert ein Wort über jemanden namens Jesus, der auch nur entfernt zum Jesus der christlichen Bibel passt. Das Palästina des ersten Jahrhunderts ist ein zeitlich und geographisch sehr gut dokumentiertes Gebiet. Wäre da tatsächlich einer unterwegs gewesen, Wunder vollbringend, die Aufruhr für die jüdische und römische Obrigkeit bedeuteten, der gekreuzigt und dann vor Augenzeugen wieder auferstanden wäre, dann hätte es jemand erwähnt. Jemand. Irgendjemand. Aber niemand hat das jemals getan. Er hat niemals überhaupt existiert. Nicht der Mann. Nicht der Rabbi. Nicht der Prediger. Nicht der fahrende Händler. Nicht der Prophet. Nicht der Landwirt. Nicht der Anführer. Überhaupt nicht.
Wem das alles zu pauschal ist, der darf sich im Lehrbuch ab Seite 98 "Dreizehn Einwände historischer Skepsis gegen die historische Auswertbarkeit der Jesusüberlieferung und Argumente zu ihrer Widerlegung" ansehen und selbst urteilen, wie stichhaltig die "Argumente" sind. Fazit: Bauten Techniker und Naturwissenschaftler ein Flugzeug, für dessen Funktionsfähigkeit sie sich auf Argumente stützten, deren Qualität derjenigen der Argumente der Jesusforschung gleichkommt, dann wäre dies das ungefährlichste Flugzeug der Welt, denn es würde niemals abheben: Dieses Ding fliegt nicht. Amen.

25 September, 2009

Lehmann wörtlich: "Wir sind keine Trottel."

Die Botschaft hör' ich wohl ...

02 September, 2009

Gott erschafft den Himmel und die Erde

So beginnt Wolfgang Klosterhalfens Reimbibel. Und dank Amazon können wir uns schon mal die ersten Seiten gleich im Internet ansehen.

18 August, 2009

Wo verfallen Sitte und Moral nicht?

Genau da, wo die Säkularisierung am stärksten ist. Das meldet WELT ONLINE als Ergebnis einer Studie.

05 August, 2009

Theodizee wirklich und wahrhaftig

Einem allmächtigen Gott fällt wirklich und wahrhaftig nichts besseres ein, als seinen Pfarrer, den er in seiner Allgüte heimholen will, ausgerechnet mit dem eigenen Kirchendach zu erschlagen? Geht es noch trauriger?

20 Juli, 2009

Gegenseitiges Verständnis schaffen

Mit dem heutigen Tag geht der Blog ins fünfte Jahr. Ziel ist nach wie vor, dafür zu werben, dass subjektiv ehrliche Theisten und Atheisten mehr Verständnis füreinander entwickeln anstatt sich anzufeinden.

14 Juli, 2009

Sind die Atheisten missionarisch?

Die Nürnberger Zeitung meldet: "Bischof warnt vor missionarischen Atheisten". Da heißt es, die Bestreitung Gottes sei "letztlich auch eine Kampfansage an eine alle bindende Moral".

1. "Atheist" bedeutet, dass die betreffende Person keinen Anlass erkennt, an die Realexistenz von Göttern zu glauben. Mehr nicht. Bischöfe glauben vermutlich nicht an die Realexistenz von Zeus und Poseidon, sind also diesbezüglich Atheisten. Warum? Vermutlich sehen sie keine Belege, dass es sich um etwas anderes denn literarische Erfindungen handelt. Bedrängte man einen Bischof, sich zur Realexistenz von Poseidon zu bekennen, wüsste er sich vermutlich zu wehren. Niemand sähe diese Gegenwehr als "Kampfansage".

2. So wie Bischöfe nicht an Poseidons Realexistenz glauben, glaubt mehr als die Hälfte der Deutschen nicht an die Realexistenz eines persönlichen Schöpfergottes, der Gebeten lauscht, Kranke heilt, Sünder straft, "Gottesdienst" verlangt, Moral macht. Der Grund für den Nichtglauben liegt - wie beim Bischof in Bezug auf Poseidon - im Mangel an Belegen dafür, dass solch Gott etwas anderes als literarische Erfindung ist. Moral hat also offenbar andere Quellen.

3. Ist es schon "missionarisch", wenn man den Mut hat, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und Belege prüft? Ist die Behauptung Gottes letztlich auch eine Kampfansage an eine alle bindende Vernunft?

4. Wo bleibt die Logik, wenn der Bischof erklärt, Evolution sei grundsätzlich mit kirchlicher Lehre vereinbar, das Gedenken der Atheisten an den 200. Geburtstag Darwins aber etabliere eine "regelrechte Gegenkirche"?

26 Juni, 2009

Wenn Gott einfach Ehrlichkeit erwartet?

Dem Atheisten ist Gott literarische Erfindung, was der Theist übel nimmt. Ist beiden ihre Haltung existenziell wichtig, scheinen die Positionen unvereinbar. Kann Ehrlichkeit als Brücke dienen? Etwa so:
  • Ein allmächtiger Gott wird souverän sein, über Eifersucht erhaben, könnte Anbetung entbehren.
  • Die Theodizee zeigt, dass er nicht blind drauflos liebt, Gläubige nicht schont. Erwartet er etwas? Ehrlichkeit? Vielleicht missbilligt er, ihn hintergehen zu wollen.
  • Als Allmächtiger weiß er wohl, wer sich selbst gegenüber ehrlich ist oder sich selbst belügt.
  • Vielleicht wertet er Selbstehrlichkeit höher als blinden Glauben und Verehrung auf Verdacht?
  • Vielleicht erwartet er einfach, dass diejenigen, denen er sich nicht zeigt, das so ehrlich und konsequent bekunden, wie diejenigen, die ihn zweifelsfrei erfahren haben, das auch bezeugen.
  • Vielleicht achtet er Integrität so, dass er keinen bevorzugt, der seinem eigenen Verstand nicht traut, unehrlich zu sich selbst ist?
So leben Agnostiker und Atheisten in einer Welt, in der sich ein Gott weder zeigt noch eine Rolle spielt. Der Theist weiß dann, dass andere zu recht die Welt auf diese Art sehen, dass blindes Gottvertrauen ohne Rücksicht auf die eigene Urteilskraft sich nicht auszahlt, und dass er nicht dafür belohnt wird, einem Hörensagen-Gott "sicherheitshalber" zu huldigen, während er im stillen zweifelt, weil Gott tatsächlich entschieden hat, sich ihm nicht zu zeigen.

04 Juni, 2009

Ohne würde er ganz anders leben

Das verkündet ein "Bruno" auf dieser Webseite (Kommentar 123) mit zwei bezeichnenden Sätzen:
Wenn es wirklich keinen Gott gäbe und ich das sicher wüsste, so würde ich ganz anders leben - und glaubt mir, das würde euch gar nicht gefallen. Ohne Gott keine Werte oder nur scheinheilige Werte für die es keine Gründe gibt sie einzuhalten, wozu auch.
Er hätte auch schreiben können: "... so würde ich anders leben – und das würde euch nicht gefallen." Aber er schreibt drei Verstärkungen hinein: "ganz anders", "und glaubt mir", "gar nicht". Das lässt vielleicht ahnen, wie sehr er das Gefühl hat, falsch zu leben.

Macht das nicht den Eindruck, ihm ist eingeredet worden, als Mensch sei er von Natur aus schlecht und schuldig, menschliche Werte seien unecht, und nur ein strafender Gott könne Moral schaffen?

Könnte es sein, dass ihm nie die Idee vermittelt wurde, Werte um des Menschseins Willen zu achten?

Wer möchte mit jemand zu tun haben, der nur so lange anständig ist, wie ein Irrglaube an seinen Gott anhält?

Merkt er nicht, dass er der Scheinheilige ist?

25 Mai, 2009

Wo das Staunen seine Grenze findet

Ständig staunt derBright. Gelegenheiten bieten sich ohne Ende. Das fängt beim ganzen Weltall an und hört bei Leben, Intelligenz, Kunst noch lange nicht auf. Es ist erstaunlich, wie alles in der Natur aus sich selbst heraus entsteht. Es ist erstaunlich, wie wir Schritt für Schritt lernen, welche Regeln und Mechanismen da wie wirken.
Wenig Verständnis hat derBright für Staunen in der Religion. Denn: Verdankten wir die Welt einem allwissenden allmächtigen Schöpfer, wäre es selbstverständlich, dass der alles genau so machen kann, wie er will. Was sollte an einem Ding "erstaunlich" sein, das mit Allmacht und Allwissen fabriziert ist? Buchstäblich nichts. Erstaunlich an dem Ergebnis wären bestenfalls Unzulänglichkeiten trotz Allmacht: Dass seit aberdutzenden von Jahren stündlich hunderte Kinder hungers verrecken, was Würdenträger aller Art so gern lebhaft bedauern, wie sie genau die Praxis, die dazu führt, mit erstaunlicher Gelassenheit fortsetzen.

16 Mai, 2009

Wie uns Muster in die Irre führen

Feynman erzählt in seinem Buch "Was soll das alles?":
Meine Frau bekam Tuberkulose ... Als die Krankheit ausbrach, schenkte ich ihr eine ganz besondere Uhr ... und die mochte sie sehr. Ich gab sie ihr an dem Tag, als sie krank wurde, und vier, fünf, sechs Jahre lang stand die Uhr neben ihrem Bett, während sie immer kränker wurde. Schließlich starb sie. Und zwar um 9:22 abends. Die Uhr blieb an diesem Abend um 9:22 stehen, und ich konnte sie nicht mehr in Gang setzen.

Feynman erklärt, wie nötig es ist, in solchen Fällen genau hinzuschauen, denn
Ansonsten werden Sie einer dieser Menschen, die alle möglichen verrückten Sachen glauben und die Welt nicht verstehen.

An religiösen Argumentationen fällt nicht selten auf, wie vordergründig unkritisch Anekdoten so eingesetzt werden, dass man vermuten muss, der Erzähler hat den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht verstanden (oder ignoriert ihn bewusst – was von beidem ist trauriger?).
Dass es gegen Ende noch mal heißt:
Fazit: Was "beweist" das alles?
Nichts. Wie der Titel dieser Katechese schon sagt: es geht um "Hinweise", nicht um Beweise.

kann dann nichts mehr retten, da hat man die "Hinweise" ja schon an die Leute gebracht.
Ein sehr schöner Selbsttest für die Fähigkeit, Korrelation und Kausalität unterscheiden zu können, ist dieser Comic:


06 Mai, 2009

F.A.Z.: Wer glauben will, muss zweifeln

Die Buchbesprechung macht Lust auf mehr.

13 April, 2009

Auf den Bussen in der Hauptstadt Englands...

... wurde mit dem Slogan geworben: „Vielleicht gibt es keinen Gott, also genieß dein Leben“. Wo erfährt man das? In den Nachrichten von Radio Vatikan wird über einen Wortgottesdienst mit dem Papst im Petersdom am Karfreitag berichtet. Der umfangreichste von fünf Absätzen dieser Meldung gilt den Bussen. Nochmal zum Mitdenken: Papst, Karfreitag, Petersdom: Atheistenbusse. Unglaublich. In der ganzen Meldung, anscheinend im ganzen betroffenen Gottesdienst wurden – hält man sich an die Meldung – die Atheistenbusse durch buchstäblich nichts an Wichtigkeit übertroffen. Nicht zu fassen.
Schön sind auch die journalistischen Feinheiten: Da ist von "den" Bussen die Rede. Also alle? Und als logisches Bonbon: "das Leid Unschuldiger" wird "ohne Glaube an Gott" ... "noch absurder". Hä? War es nicht so, dass das Leid genau dann absurd ist, wenn man an einen allgütigen Gott glaubt?

13 März, 2009

Wie sortiert man diese Atheisten?

Fundamentalistischer Atheist: Es gibt keinen Gott, und jeder, der meint, dass es einen Gott gibt, ist ein fehlgeleiteter und gefährlicher Depp.

Evangelikaler Atheist: Es genügt nicht, dass es keinen Gott gibt. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass wirklich niemand daran glaubt, dass es einen gibt.

Theologischer Atheist: Die Prinzipien der Logik zeigen die Abwesenheit irgendeines allmächtigen und allwissenden Wesens im Universum.

Jugendlicher Atheist: Weil ich als Jugendlicher noch als einziger die Übersicht habe, weiß ich, dass da kein Gott ist. Die Tatsache, dass viele Erwachsene an einen Gott glauben, beweist, dass ich recht habe.

Wissenschaftlicher Atheist: Es gibt keinen Gott, weil ich keine falsifizierbare Hypothese betreffs seiner Existenz aufstellen kann.

Sozialer Atheist: Naja, alle, die ich kenne und von denen ich etwas halte, sind Atheisten, also muss irgendwas dran sein...

Akademischer Atheist: Ich brauche Beachtung und ich fühle mich auch wichtig, und beidem werde ich am besten dadurch gerecht, dass ich eine Existenz Gottes für absurd erkläre.

Politisch korrekter Atheist: Gott hat sich nie für die Gleichberechtigung von Geschlechtern, Rassen und kultureller Herkunft eingesetzt, also ist seine Existenz nicht in Ordnung.

Mogelnder Atheist: Es gibt keine guten Gründe, an Gott zu glauben, aber was kann es schaden?

Lethargischer Atheist: Religion ist ein solcher Aufwand, warum sich die Mühe machen?

Paranoider Atheist: Religion, das klingt wie eine weitere Verschwörung, so wie die Außerirdischen, die Delphine und die CIA - alle sind sie hinter mir her.

Nihilistischer Atheist: Das Leben hat nun mal keinen Sinn, und die Existenz eines Gottes würde dem widersprechen, also ist das offenkundig nicht wahr.

Puritanischer Atheist: Wir sollten diese üblen Leute bekämpfen, die an Unsinn glauben, und unsere Säuberungsaktion so lange fortsetzen, bis es keinen einzigen Theisten mehr gibt...

Philosophischer Atheist: Ich glaube nicht, also bin ich.

(Nach: Church of Reality)

23 Februar, 2009

Kann man Unbildung als Standard nehmen?

„Wenn man einige Kinder auf einer Insel aussetzen würde, wo sie alleine aufwüchsen, würden sie an eine flache Erde glauben. Im Gegensatz dazu ist eine Erdkugel unnatürlich für den menschlichen Verstand.“
Was sagt solcher Text? Dass Unbildung zu falschen Ansichten führt. Das ist vermutlich konsensfähig.

Ersetzen wir „flache Erde“ durch „Gott“ und „Erdkugel“ durch „Evolution“, ergibt sich ein Text, der original so im Christlichen Medienmagazin pro steht:
"Wenn man einige Kinder auf einer Insel aussetzen würde, wo sie alleine aufwüchsen, würden sie an Gott glauben. Im Gegensatz dazu ist Evolution unnatürlich für den menschlichen Verstand".
Jetzt aber nicht mehr mit der obigen konsensfähigen Folgerung, sondern mit der Interpretation – bitte festhalten:
„Vielleicht gehört der Glaube an Gott zum Menschen wie der aufrechte Gang? Das überlegen nun auch immer mehr Anhänger der Evolutionstheorie.“
Sollen wir als Meinung von "pro" festhalten, dass Unbildung zum Menschen gehört wie der aufrechte Gang?
Nebenbei: Wäre die Evolutionsidee für den menschlichen Verstand so selbstverständlich, dann hätten wir keinen Darwin – also keine Bildung – gebraucht.

15 Februar, 2009

Wissen als spirituelle Quelle

Neigung zu Spiritualität – sich versenken und bewegen im eigenen geistigen Kosmos – ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, unabhängig von jeder eventuellen persönlichen Beziehung zu irgendwelchen Religionen. Carl Sagan sagt:
"Die Begegnung mit der Natur nötigt der Wissenschaft unweigerlich ein Gefühl der Achtung und Ehrfurcht ab. Der eigentliche Akt des Verstehens ist eine feierliche Vereinigung, Verschmelzung, wenn auch in einem sehr bescheidenen Maße, mit der Herrlichkeit des Kosmos. Und die weltweite Anhäufung des Wissens im Laufe der Zeit verwandelt die Wissenschaft in etwas, was einem transnationalen, transgenerativen Metageist sehr nahe kommt.
...
Wissenschaft ist nicht nur kompatibel mit der Spiritualität – sie ist auch eine tiefreichende Quelle der Spiritualität. Wenn wir unseren Ort in riesigen Räumen von Lichtjahren und im Vergehen der Zeitalter erkennen, wenn wir die Komplexität, Schönheit und Subtilität des Lebens begreifen, dann ist dieses Hochgefühl, dieses Gefühl der Erhebung und zugleich der Demut ganz sicher spirituell. Das gleiche gilt für unsere Gefühle in Gegenwart großartiger Kunst, Musik oder Literatur oder angesichts von beispielhaft selbstlosen und mutigen Taten wie bei Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Die Vorstellung, dass sich Wissenschaft und Spiritualität irgendwie gegenseitig ausschließen, erweist beiden einen schlechten Dienst."
(Quelle: Carl Sagan: Der Drache in meiner Garage. Droemer Knaur München 1977, S. 51f.)

28 Januar, 2009

Wie die Leserschaft der "Welt" sich einschätzt

Jetzt reiben sich einige Medien wie Welt Online an ein paar abzählbaren atheistischen Plakaten. Wir lernen: "Atheismus-Werbung erobert den Globus". Das darf man auf der Zunge zergehen lassen und gleichzeitig über den Umfang religiöser Werbung/Mission auf dem Globus meditieren.
Interessant ist an dem Beitrag die angehängte Umfrage "Glauben Sie an Gott?" mit der Wahlmöglichkeit Ja/Nein.
Bitte erst schätzen und danach auf "Ergebnis" klicken.

Und: So typisch wie bezeichnend für Gläubige scheint dieser Kommentar zu sein, in dem es heißt:
"...Es gibt zahlreiche Gottesbeweise. Als Atheistin (oder als was Sie sich sehen) sind Sie davon überzeugt, dass alles auf dieser Welt durch Zufall entstanden ist, und zwar in Millionen (vielleicht auch in Milliarden) von Jahren. Der Mensch stammt vom Affen ab usw.. Fakt ist aber, dass - wenn man sich wirklich ernsthaft mit unserer Umwelt beschäftigt - feststellt, dass alles (egal ob Mensch, Tiere oder das Universum) so komplex ist, dass hinter alledem ein unendlich intelligenter Geist stecken m u s s! ..."
Kann man das anders interpretieren als die Weisheit: "Was mein persönliches Gehirn sich eben mal nicht vorstellen kann, m u s s von einem Gott stammen"?

Nachtrag (3.2.2009): Wer vermutet, das obige Umfrage-Ergebnis könnte durch das Artikelthema verschoben sein, findet hier eine unabhängige Gegenprobe.

13 Januar, 2009

Einfach Zufall oder Feinabstimmung?

Theisten argumentieren gern mit der „Feinabstimmung“. Warum?
Wissenschaft basiert auf Vertrauen in die Gültigkeit der Statistik. Die theistische Hoffnung: Wenn die Wahrscheinlichkeit, unsere Welt könnte zufällig so entstanden sein, praktisch gleich Null ist, dann würde ein vernünftig denkender Mensch evtl. die Möglichkeit der Existenz eines intelligenten Schöpfers erwägen.
Machen wir ein Experiment: Wir nehmen einen Würfel, würfeln Einhundert mal und erhalten dieses Ergebnis:

23166442454633233145321261435263235213453336521334
35614666326564444122351136123641334623646341424522

Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass wir genau dieses Ergebnis erhalten werden? Die Zahl ist so klein, dass sie sich unserer Vorstellungskraft entzieht: 1,53 .10-78. Wie ist es möglich, dass wir hier tatsächlich sofort und ohne alle Mühe ein Ergebnis produziert haben, für dessen Auftreten die Wahrscheinlichkeit nach allen vernünftigen Maßstäben praktisch gleich Null ist? Waren wir allmächtig, allwissend?
Wir sind in eine Denkfalle getappt. Dieses Hantieren mit Wahrscheinlichkeiten macht nur Sinn, wenn wir Vorgänge betrachten, die in der Zukunft liegen. In Feynmans Text „Unser unwissenschaftliches Zeitalter“ finden wir dazu u.a.:
„Nun möchte ich mich einer anderen Art Grundprinzip oder Idee zuwenden, nämlich, daß es keinen Sinn hat, die Wahrscheinlichkeit oder Chancen zu berechnen, daß etwas passiert, nachdem es geschehen ist. Viele Wissenschaftler sind sich dieses Problems nicht einmal bewußt...
Beispielsweise habe ich heute abend etwas wahrhaft Bemerkenswertes erlebt. Auf meinem Weg hierher habe ich das Nummernschild ANZ 912 gesehen. Und jetzt berechnen Sie bitte die Wahrscheinlichkeit, daß ich von allen Nummernschildern in Staat Washington zufällig das mit ANZ 912 sehe. Stimmt, das ist albern.“

18 Dezember, 2008

Die Bilanz aus vielen Trauerfeiern

Gelesen beim WDR:
"Als ev. Pastor habe ich mehr als 2000 Trauerfeiern gestaltet und bei Trauergesprächen so häufig erfahren, daß eine Familie ohne Erfolg viel Geld bei alternativen Heilern investiert hat, daß ich nicht mehr daran glauben kann. Für die Familien bleibt nur die Genugtuung, daß sie alles für ihren Verstorbenen getan haben und ihnen kein Opfer zu groß war. Davon lebt die alternative Medizin." 
(18.12.2008 00:52 Uhr) 
Wer das nun für eine typische Meinung der Fernsehzuschauer halten sollte, darf sich im dortigen Gästebuch von einer genau gegenteiligen Massenhysterie überzeugen.

17 Dezember, 2008

Freude bei den Evangelikalen

Herr Schirrmacher stellt nämlich fest: "Wir haben derzeit so viele Chancen, uns selbst in den Medien darzustellen, wie nie zuvor. Verantwortliche aller Art holen unseren Rat ein wie nie zu vor."

Ja, die Medien sind schon auf Draht.

15 Dezember, 2008

Ein paar Worte so zum Selbstverständnis

Manche Theisten meinen anscheinend – weil sie selbst sich eine Welt ohne Gott nicht vorstellen können – dass auch dem Atheisten unterschwellig eine Gottesexistenz schwant, dass der Atheist dieser unterschwelligen Ahnung irgendwie auszuweichen versucht und dass man dem Atheisten raten könnte, sich doch mal auf Gottesahnung einzulassen, um mit sich ins Reine zu kommen.

Liebe Theisten, dem ist nicht so.

Der Atheist erkennt einfach, dass es in der Welt natürlich zu geht, dass da kein Gott ist und nicht sein muss, dass alles, was wir an der Welt bestaunen, aus ihr selbst kommt. In einem an ihn gerichteten Ansinnen, hinter der literarischen Erfindung „Gott“ etwas real existierendes anzunehmen, sähe der Atheist eine Aufforderung zu Unehrlichkeit.

Der Atheist sieht, dass Theisten einer Gottesvorstellung verhaftet sind, von der sie sich nicht lösen können und nicht lösen wollen.

Eine theistische Unterstellung, der Atheist verneine die Existenz von Liebe, Güte, Moral usw., wäre Unfug. Der Atheist weiß, dass all die geistigen Kategorien natürlich real existieren, als menschliche Eigenarten, die man hegen und pflegen kann und muss.

09 Dezember, 2008

Folgerichtig wäre Selbstaufgabe

... des Christentums als letzter segensreicher Dienst an der modernen Kultur insofern, als im Sinne der Volkssouveränität alle Macht vom Volk ausgeht und Moral längst vernunft- und nicht mehr religionsbegründet ist. So etwa beschreibt die Badische Zeitung den Inhalt eines Vortrags von Herbert Schnädelbach.

17 November, 2008

Säkulare Organisationen...

... in Deutschland haben erstmals seit Jahrzehnten Zusammenarbeit unter einem Dachverband vereinbart, wie der Tagesspiegel meldet.

02 November, 2008

Himmel! Warum lügst du nicht – wie alle!

Kleiner Auszug aus dem Tagesspiegel:
Kayleigh, 15 und gar nicht schwach , wurde von ihrer Lehrerin gefragt: „Wie viele Heiligenstatuen habt ihr daheim?“ Kayleigh sagte entschieden: „Keine. Nicht mal draußen.“ Mein Vermieter schlug in Sorge um ihre Noten die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Himmel! Warum lügst du nicht – wie wir alle!“
Kein Kommentar.

22 Oktober, 2008

Weil in England Kirchen plakatieren...


... haben sich dortige Atheisten entschlossen, einfach mal das gleiche zu tun:

20 Oktober, 2008

Schweizer Freidenker zu Glaubensfragen

Viele der Konfessionsfreien, die sich hier zu ihrer Anschauung bekennen, geben einen kleinen Kommentar darüber ab. Interessant sind diese Kommentare aus verschiedenen Perspektiven: Gläubige finden hier Beispiele, wie Glaube von Skepsis verdrängt werden kann, Konfessionsfreie werden eine Reihe ihrer Ansichten bestätigt finden und sie um Ergänzungen bereichern können, und Leute, die in der einen oder in der anderen Richtung unterwegs sind, können den Wert ihrer Zweifel an einer bunten Vielzahl unterschiedlicher Meinungen messen.

04 September, 2008

Wurde Zeit, dass jemand Klartext redet

Dieses ewige Gestammel der Physiker war ja schon nicht mehr mit anzuhören: Immer, wenn das Gespräch auf die sogenannte "Gravitation" kommt, flüchten sie in schwammiges Vokabular über irgendwelche angeblichen emergenten "Kraftfelder", von denen sie aber auf Quantenebene plötzlich selber nichts mehr finden. Kaum ein Fachgebiet ist so skandalös inkonsistent, wie das der Physiker, wenn sie sich über dieses Phänomen äußern sollen. Dabei hat sich seit Newton nichts daran geändert, dass noch keiner eine schlüssige säkulare Erklärung für die tatsächliche letztendliche Herkunft der "Gravitation" präsentieren konnte. Soll unser Nachwuchs auch so verbildet aufwachsen? Natürlich nicht. Es wurde höchste Zeit, dass sich verantwortungsbewusste Wissenschaftler dem Problem widmen und nun endlich evidenzbasiert die Effekte der ominösen Gravitationstheorie durch das Faktum des Intelligent Falling beschreiben. Einen großen Dank an diejenigen, die mit Zähigkeit daran arbeiten, dass wir verbreiteten Irrlehren selbstherrlicher Physiker etwas entgegensetzen können.

29 August, 2008

Wie sich Ingersoll der Wahrheit nähert

Ein Bibelleser hatte in ein Gästebuch geschrieben: "Dem 'Weisen' ist die Bibel allerdings eine Torheit - war bei mir genauso, solange ich versucht habe, sie zu verstehen!!!! Vertrauen ist der Schlüssel und das ist gar nicht so einfach!"

Über Dutzende Generationen wurden und werden Heerscharen von Interpreten für die Sisyphusarbeit herangezogen, in der Bibel gesammelte Ungereimtheiten dem Publikum schmackhaft zu machen. Es wird gesagt, das seien also von "höheren Wesen" inspirierte Bilder, wörtlich zu nehmen nur da, wo der Bibelspezialist es gut heißt uswusf.

Kann man sich anstelle der von religiös geprägten Bibelinterpreten vorgegebenen Weise einen vernünftigen Zugang zu den Wirrungen des Bibeltextes verschaffen? Man kann.

Zu Robert Ingersolls Talenten hat es gehört, sich von eingetrichterter Verklärung zu lösen und den Text unverstellt zu besehen. Und so wie er die Sache sieht, fügt sich alles wieder in ein klares Bild: Wenn die Bibel von irgendetwas inspiriert ist, dann nicht von "höheren Wesen", sondern von nichts, nichts anderem als dem Unwissen antiker Nomaden. Da wächst eben das Gras, bevor die Sonne gemacht ist, da ist eben der Himmel etwas, wo am dritten Tag die Sterne angebracht werden, Mond und Sonne als handliches Licht, das mal schnell für ein paar Stunden anzuhalten einem Gott weniger Mühe macht als eine Krankheit zu heilen, da treten eben sämtliche(!) Tiere an, um vom Mann ihren Namen zu erhalten (die Frau war ja noch nicht da), also die Art Märchen, die urgeschichtliche Nomaden sich ausdenken könnten, um die Sippe im Zelt bei Laune zu halten es ist erfrischend, Ingersoll zu lesen. Und es ist bemerkenswert, dass vor weit über hundert Jahren Stadt- und Kirchenväter Ingersoll das Podium gegeben haben, Leute auf die Weise zum kritischen Denken anzuregen.

26 August, 2008

Darf man Gottes Existenz bestreiten?

Wenn Herr Beckstein sagt, dass der Gott der Muslime ein anderer sei als der der Christen, dann gibt es vernünftigerweise nur zwei Möglichkeiten. Entweder glaubt Herr Beckstein tatsächlich an zwei Götter (was ihn evtl. in Erklärungsnot gegenüber dem Vatikan brächte), oder er bestreitet, dass der "andere", also der der Muslime tatsächlich existiert. Im Gegenzug darf er natürlich davon ausgehen, dass die Muslime die Existenz des Gottes bestreiten, an den Herr Beckstein glaubt. Die Existenz der allermeisten Götter und Gottheiten (Hochrechnungen reichen bis 100000) wird von den allermeisten Menschen bestritten. Buddhisten, Christen, Juden, Muslime und Atheisten sind sich darin einig, die Existenz (fast) aller Götter zu bestreiten. Theisten bestreiten die Existenz aller Götter bis auf die Existenz der jeweils eigenen, Monotheisten bestreiten – wie Herr Beckstein – die Existenz aller Götter bis auf die Existenz eines einzigen der 100000 – des jeweils eigenen. Fazit: Im Mittel wird aller Götter Existenz von der Mehrheit der Menschen bestritten, sie werden üblicherweise als literarische Erfindung angesehen, was auch in Ordnung ist.

22 Juli, 2008

Um noch mal auf Emergenz zu kommen

Warum? Weil nach dem Posting vom 25. März 2008 Kommentare von Leuchtspur auftauchten, die Verständnisprobleme signalisierten, etwa in der folgenden Art:

“Strukturen bilden sich, untergeordnete Strukturen, übergeordnete Strukturen. Emergenz taucht auf. Und ob sich dadurch nun eine Spiralarmgalaxie bildet, oder ein Mensch, macht keinen allzu grossen Unterschied.”

In dieser Darstellung hat die Materie ja quasi göttliche Eigenschaften. Kann es sein, daß die Brights lediglich einen Gott durch einen anderen ausgetauscht haben?

Was ist der Witz an der Emergenz-Idee? Mit "Emergenz" ist gemeint, dass die Eigenschaften eines Systems nicht nur durch die Eigenschaften der Systembestandteile festgelegt sind, sondern auch durch die Struktur, die die Bestandteile bilden: Ein- und dieselben Kohlenstoffatome können als Graphitmine im Bleistift vorliegen, als ein Stück Holzkohle oder als Diamant. Die Eigenschaften des Gesamtsystems werden nicht allein durch die Eigenschaften des Bestandteils "Kohlenstoffatom" festgelegt, sondern gleichermaßen durch die Struktur, in der diese Bestandteile angeordnet sind. Ein- und dieselben H2O-Moleküle können fließendes Wasser bilden, ein Stück Eis oder auch eine Dampfwolke: Es ist die aktuelle Struktur der Bestandteile (also des Molekülverbandes), woraus sich die Systemeigenschaften ergeben.

Drückt der Laut "A" göttliche Erhabenheit aus? Nicht? Oder drückt der Laut "B" göttliche Erhabenheit aus? Oder vielleicht der Laut "C" ... oder "Z"? Wäre es – nachdem alle diese Fragen verneint sind – richtig, zu behaupten, dass Laute oder eine Folge aus Lauten nicht geeignet sind, göttliche Erhabenheit auszudrücken? Woraus besteht das Vaterunser? Die Bibel? Der Koran? Aus Lauten – aneinandergereiht – aber eben nur aus Lauten. Dieselben Laute, die den Bibeltext ausmachen, ergeben durch Umordnung kompletten Unfug, eine Shakespeare-Komödie, einen Agatha-Christie-Krimi, einen Pornoroman, einen Terroraufruf, Einsteins Dissertation oder was auch immer: Es sind eben nicht allein die Bestandteile eines Systems, die über seine konkreten Eigenschaften bestimmen, sondern gleichermaßen die Art und Weise, wie die Bestandteile angeordnet sind, also die Struktur des Systems.

Das alles ist nicht schwer einzusehen, es ist eher selbstverständlich, gesunder Menschenverstand.

Aber: Wenn es um Denken, Intelligenz, Gefühle, Liebe, Seele, Spiritualität geht, dann argumentieren Theisten gern, dass ein Wesen, das "lediglich" aus Molekülen besteht, nichts anderes als ein "seelenloser Bioautomat" sein könne. Und das ist einfach nur falsch. Denn der Mensch und sein Gehirn bestehen eben nicht nur aus der Zutat Moleküle, sondern auch noch aus der Zutat Struktur. Und genau so, wie Laute in einer geeigneten Struktur die Bibel hervorbringen, genau so repräsentiert die geeignete Struktur von Molekülen und Neuronen uns Menschen, mit all unseren religiösen und atheistischen, aufgeklärten Ideen und Gefühlen.

20 Juli, 2008

Vor drei Jahren ist derBright gestartet

Was ergibt sich als kleine Zwischenbilanz?
  • derBright ist mit grob gerechnet zwei Besuchern pro Tag einer der kleinsten Blogs; das wird auch so bleiben.
  • Es gibt viele gute und produktive Blogs; zu den besten gehören daylightatheism und evilunderthesun. Die Links dort führen zu vielen weiteren.
  • Eine schöne Übersicht über Atheismus und verschiedene Religionen gibt es bei BBC.
  • Wir machen weiter.

04 Juni, 2008

Wir bewegen uns im Mesokosmos

Da und dort hatte derBright Umstände aufgezählt, die möglicherweise dazu beitragen, Leute an die Existenz göttlicher Wesen glauben zu lassen. Hierbei spielte die Individualgeschichte eine erhebliche Rolle. Über weitere glaubensfördernde Umstände, die eher in der Artengeschichte wurzeln könnten, macht sich Libertarian Gedanken. Da sich die Sozialkultur schneller entwickelt als unsere Hirnbiologie, halten die biologisch basierten geistigen Fähigkeiten nicht Schritt mit kulturellen Erkenntnissen. Terry Pratchett drückt das in seinen Sachbüchern so aus, dass das Gehirn dazu gemacht ist, den Affen auf dem Nachbarbaum anzuschreien, nicht aber, um Wissenschaft zu betreiben. Es ist wirklich so, dass wir bestimmte Sachen ganz schlecht können, z.B. Wahrscheinlichkeiten abschätzen – wie man etwa am "Ziegenproblem" erkennen kann.
Wenn unsere Evolution im Mesokosmos dafür gesorgt hat, dass wir die Welt instinktiv teleologisch sehen, dass wir also davon ausgehen, bei Wirkungen regelmäßig eine Absicht anzunehmen, dann haben manche Mitbürger evtl. Schwierigkeiten, dem Lauf der Vorgänge in einer tatsächlich absichtslosen Welt zu folgen und fühlen sich mit einer Konstruktion wohler, der sie die vermeintlichen Absichten zuschreiben können.

14 Mai, 2008

Kann man Kinder vor Verdummung schützen?

Was Kinder aus Katechesen "lernen":

"Ich habe z.B. selbst erlebt, dass der 'Geist' beim Tischerücken begann, in einer Schrift zu schreiben, die keiner der Anwesenden lesen oder schreiben konnte. Erst ein Experte übersetzte die Schrift - und siehe, es handelte sich um sinnvolle Antworten! ... Nein, ich bin persönlich der festen Überzeugung, dass diese Praktiken das sind, was sie zu sein scheinen: Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit Geistern. ... z. B. sich selbst bewegende Pinsel, die Botschaften auf Plakate schreiben? Oder Bananen, die über den Tisch schweben und rhythmisch das Morsealphabet klopfen? Oder Schaufensterpuppen, die mit den Bewegungen der Taubstummensprache unsere Zukunft enthüllen ..."

10 April, 2008

Welches Werkzeug hilft uns gegen Täuschung?

Wer hat sich schon mal getäuscht? Sicherlich alle.
Wer lässt sich gern mit Täuschungen betrügen? Sicherlich niemand.
Die Sinne sind nicht perfekt. Nicht selten vermitteln sie verfälschte Eindrücke. Wer solchen verfälschten Eindruck für bare Münze nimmt, macht sich von der Welt ein falsches Bild.
Zur Illustration eine optische Täuschung:

Unkritische würden vielleicht besten Gewissens Haus und Hof darauf verwetten, dass Feld B heller ist als Feld A. (Wessen Browser es anbietet, kann das Bild rechts anklicken und per "Grafik anzeigen" vergrößert betrachten.)
Kann man etwas dagegen tun, so getäuscht zu werden? Man kann. Wenn man will.
Wer nicht auf Täuschungen hereinfallen will, kann trainieren, kritisch zu sein, dem ersten Eindruck nicht zu glauben und jeden Sachverhalt möglichst genau zu prüfen. Für das obige Bild könnte das z.B. heißen: Nimm Dir ein Grafikprogramm, schneide die Felder A und B aus und vergleiche sie direkt miteinander, lass Dir den binären Farbcode der einzelnen Felder anzeigen. Oder drucke das Bild auf Papier aus und schneide die Felder mit der Schere aus, um sie direkt zu vergleichen, oder auch mal probeweise auszutauschen.
Wer jemanden täuscht, hat dann leichtes Spiel, wenn der betroffene nicht kritisch, sondern leichtgläubig ist.
Auffällig ist in diesem Zusammenhang, wie unverblümt betont vordergründig Religionen zur Leichtgläubigkeit gegenüber Religionsinhalten auffordern, gern auch direkt dazu, ungereimtes unkritisch hinzunehmen, sich von Wunschdenken leiten zu lassen, Zweifel als Sünde anzusehen:
Unsinn hinnehmen:
  • "Dem 'Weisen' ist die Bibel allerdings eine Torheit - war bei mir genauso, solange ich versucht habe, sie zu verstehen!!!! Vertrauen ist der Schlüssel und das ist gar nicht so einfach!" (Gästebuch)
  • Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache (1. Kor. 1,27)
Verstand missachten:
  • Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen (1. Kor. 1,19)
Wunschdenken nahelegen:
  • Sie glauben nicht an Erlösung ... und an ein Paradies, halten derlei Dinge aber für wünschenswert. Wenn Sie diesem Wunsch nun noch Luft zum Atmen gäben, ohne ihn sofort mit Einwänden aller Art abzuschneiden, hätten Sie eine Hoffnung... (Gästebuch)
Zweifel diskreditieren:
Ist das Zufall?
Ergänzung am 20.4.2008: http://www.askanatheist.org/articles/bestopticalillusion.html