15 Dezember, 2011

Diesen Jesus hat es nie gegeben

Wenn wir eins und eins zusammenzählen, ergibt sich dieses Bild:
- Theologische Geschichtsforschung zur Entstehung der Bibel hat definitiv gefunden, dass die Faktenlage keine sichere Aussage erlaubt, was ein "Jesus" gesagt oder getan hat.
- Wenn man außerdem berücksichtigt, dass Sonnengottmythen (Jungfrauengeburt, Wundertun, Kreuzigung, Auferstehung nach dem Tod) im Altertum durchaus verbreitet waren und dass sogenannte "außerchristliche Quellen" deutliche Anzeichen von Fälschung erkennen lassen, bleibt netto nichts übrig, was die Realexistenz eines Erlösers Jesus Christus wasserdicht belegt: Er ist eine erdichtete Figur.
Interessant ist in dem Zusammenhang, warum Leute mit säkularer Weltsicht die Möglichkeit einer Jesusfigur mit Bemerkungen hinnehmen wie: "Unter den Wanderlehrern mag es schon welche diesen Namens gegeben haben, deren Leben überhöht in religiösen Erzählungen Spuren hinterlassen hat." Möglicherweise ist es einfach die Sturheit der Seelenhirten vor Ort, gegen alle Forschungen an den netten Jesuserzählungen festzuhalten, die es den Säkularen unangemessen erscheinen lässt, Energie gegenüber so viel Ignoranz zu investieren.

13 Dezember, 2011

Von Scott Adams zur Magie der Götter

Die Seite Atheistgems zeigt u.a. ein pdf-Büchlein "God's Debris" von Scott Adams, in dem ungefähr dieser Dialog vorkommt:
- Warum glauben Leute an Götter?
- Weil es Sachen gibt, die sie sich anders nicht erklären können.
- Wenn ein Bühnenmagier einen Tiger verschwinden lässt, und du weißt nicht, wie das ohne echte Magie möglich war, wird die Vorführung dadurch zu echter Magie?
- Nein. Der Magier weiß, wie es gemacht wird, andere Magier wissen es, und auch sein Assistent weiß, wie es gemacht wurde. So lange jemand weiß, wie es gemacht wird, kann ich sicher sein, dass es keine echte Magie ist. Ich selbst muss dabei nicht wissen, wie es geht.
- Wenn es nun jemand gäbe, der sehr klug ist, und der weiß, dass und wie die Welt ohne jedes Zutun von Göttern funktioniert, könnte diese Person dich dann überzeugen, dass an Geschichte und Funktionieren der Welt keine Götter beteiligt sind?
- Theoretisch ja, aber eine Person mit soviel Wissen existiert nicht.
- Genauer gesagt: Du kannst nicht sicher sein, ob eine solche Person existiert.


11 November, 2011

Wer von uns ist nun kein Mensch im Vollsinn?

Der Papst sagt 1982:
"…man ist kein Mensch im Vollsinn, wenn man nicht in der Erlösung lebt, die dem Menschen die tiefen Wurzeln seiner Person zeigt, die … von Gott erlöst ist…"
In der Wikipedia findet derBright eben für Deutschland 81,729 Mio. Einwohner. Wieviele von uns mögen danach kein Mensch im Vollsinn sein und wer sind die, die uns – in aller Demut selbstverständlich – absprechen, Menschen im Vollsinn zu sein?

29 Oktober, 2011

Über Widersprüche in der Bibel

Das Buch "Jesus im Zerrspiegel" von Bart D. Ehrmann kann in einer Amazon-Rezension ein "Pf. i. R." "...für Europäische Leser nicht empfehlen." Der Rezensent schreibt schließlich: "Ich habe das Buch enttäuscht rasch aus der Hand gegeben." Ganz anders derBright, vom Buch regelrecht fasziniert: Der Religionswissenschaftler Ehrmann beschreibt auf sehr erhellende Weise, mit welch beeindruckender Sorgfalt die theologischen Fakultäten in Europa und in den USA seit 200 Jahren die Bibel und ihre Quellen bis aufs letzte zerpflücken und sich längst darüber einig sind, dass die heute vorliegenden Texte äußerst wechselvolle Bearbeitungen hinter sich haben. Die Religionswissenschaft – so Ehrmann – erhebt längst nicht mehr den Anspruch, dass sich die Geschichte so abgespielt hat, wie sie z.B. in den Evangelien beschrieben wird oder dass die Bibel wörtlich von Gott inspiriert sei.
Worüber sich Ehrmann selbst immer wieder wundert, beschreibt er in Passagen wie dieser auf S. 30f.:
"Eine der erstaunlichsten und irritierendsten Merkmale des gegenwärtigen Christentums ist die Tatsache, dass Universitätsabsolventen, die die historisch-kritische Methode erlernt haben, diese vollständig zu vergessen scheinen, wenn sie mit ihrer Arbeit als Pastoren und Pastorinnen beginnen ... Sie haben erkennen müssen, dass wir tatsächlich nicht sicher wissen, ob Mose je gelebt hat, und was Jesus tatsächlich sagte und tat ... Aus bestimmten Gründen sträuben sich Pastoren und Pastorinnen häufig dagegen, das weiterzugeben, was sie an der Hochschule über die Bibel gelernt haben."

03 August, 2011

Lieblingspsalm einhundert neununddreißig

Da schreibt Domvikar Torsten Kürbig:
"Und auf den Mittwoch der vierten Woche freue ich mich immer in besonderer Weise: In der Vesper dieses Tages nämlich betet die Kirche unter anderem den Psalm einhundert neununddreißig, den ich – auch nach hunderten Malen – immer wieder sehr gerne bete. "
Und so dürfen wir uns den Domvikar vorstellen, wie er nach eigener Auskunft in besonderer Weise erfreut jeden Mittwoch der vierten Woche sehr gern betet:
"19 Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten!
Ihr blutgierigen Menschen, lasst ab von mir!
20 Sie reden über dich voll Tücke
und missbrauchen deinen Namen.
21 Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen,
die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben?
22 Ich hasse sie mit glühendem Hass;
auch mir sind sie zu Feinden geworden."
Und um dem Argument vorzubeugen, dass diese Verse des Psalms gegenüber den anderen evtl. geringeren Stellenwert haben könnten, sagt der Domvikar noch:
"Es gibt tatsächlich beide Seiten in diesem Psalm und er lässt sich – nach meiner bescheidenen Gebetserfahrung – nicht auflösen nur in die eine oder nur in die andere Richtung. Und das ist auch gut so...Der Psalm einhundert neununddreißig ist deshalb mein Lieblingspsalm geworden, weil er mich groß sein lässt, obwohl ich klein bin, weil er mir Hoffnung schenkt, obwohl ich verzweifeln könnte ..."
Nun frevelt derBright, d.h. er missachtet die kirchlichen Glaubensgrundsätze, weil er Götter als literarische Erfindung ansieht. Jeden vierten Mittwoch wird derBright also an den Domvikar denken, wie der so sehr gern betet, dass sein Gott den Frevler töten möge. Vermutlich hofft der Domvikar, dass sein Gott seine Gebete erhört. Oder sollte es uns zu denken geben, dass der Domvikar weiter schreibt:
"...weil er mir Mut macht etwas zu tun, was mir vielleicht unmöglich scheint."?


05 Juli, 2011

Kleiner Selbsttest über Humanismus

Englische Humanisten haben einen kurzen Leitfaden zu humanistischen Ideen ins Netz gestellt. Da findet man unter der Rubrik "Are you a humanist?" ein kleines Quiz.
Die mehr oder weniger ernsten Fragen und Antworten wurden ausgewählt, um beim Prüfen der eigenen Anschauung zu helfen: Inwieweit man die Welt von einem religiösen Standpunkt aus sieht und wie diese Sicht mit dem eigenen Wertegefüge zusammen spielt. Allerdings sind persönliche Ansichten oft breit gefächert und nicht unbedingt widerspruchsfrei. Möglicherweise widerspiegelt also keines der da angenommenen Profile die Haltung des Lesers besonders gut. Trotzdem vermitteln sie eine gewisse Einsicht, was Humanisten glauben - oder nicht glauben:
  • Existiert Gott?
  • Nach meinem Tod ...
  • Wie begann das Universum?
  • Die Theorie, dass das Leben auf der Erde sich über Milliarden Jahre langsam entwickelt hat, ist ...
  • Wenn ich etwas schönes sehe, denke ich, ...
  • Wir können Recht und Unrecht unterscheiden, indem ...
  • Ehrlichkeit ist gut, weil ...
  • Mitmenschen sind zu achten und zu respektieren, weil ...
  • Tieren gegenüber sollte man ...
  • Das wichtigste im Leben ist, ...

28 Juni, 2011

Philipp Blom und böse Philosophen

"Böse Philosophen" ist der Titel eines Buches von Philipp Blom. Nach dem Lesen des Buches hat man das Gefühl, eine Reihe der Philosophen aus dem vorrevolutionären Paris wie Rousseau, Diderot, Hume, d'Holbach und andere persönlich kennen gelernt zu haben. Ein schönes Buch.

10 Mai, 2011

Dauerbrenner bei den Suchanfragen

Unter den Such-Anfragen, die zum Blog hier führen, gibt es einen "Dauerbrenner", der viel, viel häufiger auftritt als andere Themen: "Warum gibt es etwas?" Also greifen wir das nochmal kurz auf.

Ausgangspunkt

Menschen stellen Dinge her. Gewöhnlich beabsichtigen wir, dass das Produkt einem bestimmten Zweck dient. Unterschwellig mögen wir uns fragen, ob auch andere Entstehungsprozesse mit einem Zweck verbunden sein könnten - ähnlich wie bei unseren Produkten. Das ist eine Denkfalle. Wir Menschen haben zwar viele Kenntnisse gewonnen, weil wir verallgemeinern und induktive Schlüsse ziehen können. Aber: Induktive Schlüsse können falsch sein – und sind es häufig.

Was ist gefragt?

Unser deutschsprachiges "Warum" ist nicht präzise. Es kann zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen haben:
  • "Zu welchem Zweck" gibt es etwas?
  • "Wegen welcher Ursache" gibt es etwas?

Die Zweck-Frage

Steckt hinter der Entstehung von Sternen, Sonne, Mond, Planeten ein Zweck? Nein. Die Welt verändert sich, indem Unmengen von Vorgängen gleichzeitig ablaufen. Die Vorgänge führen zu immer neuen Zuständen. Und zwar ohne dass damit eine Art vorausbedachter "Zweck" verbunden wäre.
Um das zu erkennen, müssen wir "umlernen", denn der alltägliche Sprachgebrauch gibt die Zweckfreiheit der Vorgänge gewöhnlich nicht wieder. Im Gegenteil: Kinder wachsen häufig mit "Zweckerklärungen" auf: "Es regnet, damit Pflanzen und Tiere trinken können ... Die Sonne scheint, damit es hell und warm ist ..." usw.

Die Ursachen-Frage

Was ist die Ursache für die Existenz der Welt in ihrer heutigen Form? Salopp gesagt: Die Ursache für die heutige Welt ist ihr gestriger Zustand. Das ist schon fast beleidigend banal und kaum bezweifelbar. Bezogen auf vorgestern oder einen Tag vor hundert oder vor Millionen Jahren bleibt die Feststellung genau so trivial. Aber auch bei drastischen Einschnitten der Art eines sogenannten "Urknall" deutet nichts auf eine Verletzung des durchgängigen Prinzips, dass Zustände aufeinander folgen und dass die Gesamtbilanz des beteiligten Energie-Materie-Konglomerats erhalten bleibt.
Trotzdem versuchen immer wieder Leute, da irgendwo eine Art "Erstursache" hinein zu konstruieren, weil eine unendliche Folge von Rückgriffen auf den vorangegangenen Zustand angeblich "nicht zulässig" sei. Wieso nicht? Wandel in Ewigkeit ist schlicht die Daseinsform unserer Welt. Nichts spricht dagegen. Schwierig ist es nur für die, die sich nicht über das hinwegsetzen mögen, was ihnen ständig vorerzählt wurde.

28 April, 2011

Was den Sonnenuntergang entwertet

"Wenn jemand behauptet, dass ein physikalisch erklärter Sonnenuntergang nichts an Schönheit einbüßt (gegenüber einem emotional betrachteten), dann kann ich nur sagen, gefühlsarmer Tropf."
So steht es in einer Rezension.

Äußerungen ähnlicher Art finden sich zu Hauf und sollen wohl die These illustrieren, dass die ganze Großartigkeit einer Erscheinung nur voll erfassen könne, wer ihr göttlichen Ursprung zuschreibt.
Dieser These kann derBright nicht folgen und fragt höflichst nach Aufklärung. Denn:
  • Ist es für persönliche allmächtige allwissende allgütige All-Schöpfer ("pamawagAS") nicht ein Klacks, einen hübschen Sonnenuntergang zu machen?
  • Ist es für pamawagAS nicht ein Klacks, unsere Gehirne so zu machen, dass sie gezeigte Sonnenuntergänge gut finden?
  • Wenn das Gefühl durch Verständnis einer Erscheinung verarmt, erwarten dann pamawagAS, dass man das zur Verfügung gestellte Hirn nicht nutzt?

23 März, 2011

Wer zur Hölle will schon in den Himmel?

Das ist der Titel eines Buches von Edgar Dahl, und die Rezensionen bei Amazon sind durchweg positiv, was bei einem religiösen Thema eher ungewöhnlich ist. Die Rezensionen sind für sich auch schon interessant, und hier schauen wir schon mal auf den vorletzten Absatz des Vorworts:
"Sollte Dantes Beschreibung der Wirklichkeit entsprechen, müssen wir uns offenbar keine großen Sorgen machen. Mehr noch: Wenn er recht hat, dürfte die Hölle sogar eine weit bessere Adresse als der Himmel sein. Denn neben den antiken Schriftstellern Homer, Horaz und Ovid werden wir dort auch einigen der größten Philosophen, Sittenlehrer, Wissenschaftler, Künstler und Staatsmänner aller Zeiten begegnen. Angefangen von Sokrates, Platon und Aristoteles werden wir dort Holbach, Hume und Schopenhauer, Buddha, Laotse und Konfuzius, Darwin, Freud und Einstein, Voltaire, Goethe und Byron, Mozart, Haydn und Beethoven sowie Marc Aurel, Friedrich den Großen und Thomas Jefferson treffen."
Und hier noch ein Satz von Schopenhauer:
"Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, dann möchte ich nicht der Gott sein: Ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen."
Nachtrag 9.6.2011: Nun hat sich doch ein Rezensent (mit "Amt in der Kirche") gefunden, der die schlechtestmögliche Wertung abgibt:
"...intellektuell betrachtet, absoluter Müll.

Beispiel: Ein Zitat von Victor Hugo: Wenn dein Gott dich nach seinem eigenen Bilde geschaffen hat, muss er ziemlich hässlich sein.

Einfach Schrott!"
Naja.

28 Februar, 2011

Wie verquickt ist Denken mit der Sprache?

„Im Mai 1898 feierte Portugal den 400. Jahrestag der Ankunft dieses Forschers in Indien.“
Wenn Sätze etwa dieser Art im US-Fernseh-Quiz „Jeopardy“ gezeigt werden, dann sollen die Rater eine Frage formulieren, zu der der Satz als Antwort passt. Richtig ist hier also, wenn der Rater fragt: „Wer war Vasco da Gama?“
Die besten Rater kommen eine Runde weiter, treten dann gegeneinander an und so finden sich dann einige Könner, die mehr Spiele oder mehr Geld gewinnen als die anderen.
Hätten wir hier vor zwei Jahren gefragt, welche Eigenschaften ein sehr guter Rater vor allem braucht, wäre vermutlich gesagt worden: Pfiffigkeit / Sprachverständnis / Klugheit / Belesenheit / Scharfsinn … usw.
Da nun in diesem Monat die beiden besten Rater von einem Computer übertrumpft wurden, stellt sich uns die Frage, warum wir mit unserer Aufzählung der nötigen Eigenschaften so sehr falsch gelegen haben. Belesenheit könnte man einem Rechner vielleicht gerade noch zugestehen, aber Pfiffigkeit / Sprachverständnis / Klugheit / Scharfsinn? Wir wissen, dass der Rechner jedenfalls nicht denken kann. Was also ist es, was der erfolgreiche Rater wirklich braucht?

10 Februar, 2011

Der Natur mal in die Karten schauen

Wer gern etwas mehr Gefühl dafür bekommen möchte, wie Evolution arbeitet – blind und dennoch bisweilen erfolgreich – der kann der Evolution hier direkt in die Karten schauen: http://boxcar2d.com (Anklicken und zusehen.)
Ein paar Karosserieteile und ein paar Räder werden zufällig zusammengefügt, und dass die nicht richtig gut über die Teststrecke rollen, ist nicht weiter verwunderlich. Was dann aber nach Dutzenden Zyklen von Versuch und Irrtum 'rauskommt, macht zunehmend den Eindruck, als sei es geschickt konstruiert.