Ein Bibelleser hatte in ein Gästebuch geschrieben: "Dem 'Weisen' ist die Bibel allerdings eine Torheit - war bei mir genauso, solange ich versucht habe, sie zu verstehen!!!! Vertrauen ist der Schlüssel und das ist gar nicht so einfach!"
Über Dutzende Generationen wurden und werden Heerscharen von Interpreten für die Sisyphusarbeit herangezogen, in der Bibel gesammelte Ungereimtheiten dem Publikum schmackhaft zu machen. Es wird gesagt, das seien also von "höheren Wesen" inspirierte Bilder, wörtlich zu nehmen nur da, wo der Bibelspezialist es gut heißt uswusf.
Kann man sich anstelle der von religiös geprägten Bibelinterpreten vorgegebenen Weise einen vernünftigen Zugang zu den Wirrungen des Bibeltextes verschaffen? Man kann.
Zu Robert Ingersolls Talenten hat es gehört, sich von eingetrichterter Verklärung zu lösen und den Text unverstellt zu besehen. Und so wie er die Sache sieht, fügt sich alles wieder in ein klares Bild: Wenn die Bibel von irgendetwas inspiriert ist, dann nicht von "höheren Wesen", sondern von nichts, nichts anderem als dem Unwissen antiker Nomaden. Da wächst eben das Gras, bevor die Sonne gemacht ist, da ist eben der Himmel etwas, wo am dritten Tag die Sterne angebracht werden, Mond und Sonne als handliches Licht, das mal schnell für ein paar Stunden anzuhalten einem Gott weniger Mühe macht als eine Krankheit zu heilen, da treten eben sämtliche(!) Tiere an, um vom Mann ihren Namen zu erhalten (die Frau war ja noch nicht da), also die Art Märchen, die urgeschichtliche Nomaden sich ausdenken könnten, um die Sippe im Zelt bei Laune zu halten – es ist erfrischend, Ingersoll zu lesen. Und es ist bemerkenswert, dass vor weit über hundert Jahren Stadt- und Kirchenväter Ingersoll das Podium gegeben haben, Leute auf die Weise zum kritischen Denken anzuregen.
29 August, 2008
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