20 Dezember, 2009

"Woran glaubt ein Atheist?" gelesen.

Verfasser ist André Comte-Sponville.
Passend zu Weihnachten ein sehr friedliches, freundliches Buch.
Wer selbst religiös fühlt oder vielleicht solchem Fühlen nahe zu stehen meint und sich einfach nur fragt, wie absurd Atheisten denken müssen, die keinen Zweck in der Welt sehen, der wird hier fündig. Sehr persönlich und sehr ehrlich erzählt der Autor von seinem Denken und Fühlen, vom Mysterium unserer Welt.

30 November, 2009

Dreifach Schwierigkeiten mit der Wahrheit

Gesetzt den Fall, derBright wäre regelmäßiger Kirchgänger. Dann müsste er damit leben, dass

Keine schöne Vorstellung.

31 Oktober, 2009

Darf man Jesus' Existenz bezweifeln?

Hierzu versuchen wir mal, einen Absatz dieses Blog-Eintrags ins Deutsche zu bringen: http://www.daylightatheism.org/2009/10/maybe-jesus-will-save-us-after-all.html:

Nimmt man alle Informationen, alle bekannten Tatsachen, dann glauben viele – nicht alle, aber viele – Wissenschaftler nicht, dass es irgendwelche ernstzunehmenden Belege dafür gibt, dass jemand mit dem Namen Jesus, wie in der christlichen Bibel beschrieben, überhaupt existiert hat. Jesus war ein Archetyp. Er war eine vermenschlichte Aufsummierung der Sonnengottmythen des Mittelmeerraumes und des mittleren Ostens. Nicht ein einziger zeitgenössischer Historiker verliert ein Wort über jemanden namens Jesus, der auch nur entfernt zum Jesus der christlichen Bibel passt. Das Palästina des ersten Jahrhunderts ist ein zeitlich und geographisch sehr gut dokumentiertes Gebiet. Wäre da tatsächlich einer unterwegs gewesen, Wunder vollbringend, die Aufruhr für die jüdische und römische Obrigkeit bedeuteten, der gekreuzigt und dann vor Augenzeugen wieder auferstanden wäre, dann hätte es jemand erwähnt. Jemand. Irgendjemand. Aber niemand hat das jemals getan. Er hat niemals überhaupt existiert. Nicht der Mann. Nicht der Rabbi. Nicht der Prediger. Nicht der fahrende Händler. Nicht der Prophet. Nicht der Landwirt. Nicht der Anführer. Überhaupt nicht.
Wem das alles zu pauschal ist, der darf sich im Lehrbuch ab Seite 98 "Dreizehn Einwände historischer Skepsis gegen die historische Auswertbarkeit der Jesusüberlieferung und Argumente zu ihrer Widerlegung" ansehen und selbst urteilen, wie stichhaltig die "Argumente" sind. Fazit: Bauten Techniker und Naturwissenschaftler ein Flugzeug, für dessen Funktionsfähigkeit sie sich auf Argumente stützten, deren Qualität derjenigen der Argumente der Jesusforschung gleichkommt, dann wäre dies das ungefährlichste Flugzeug der Welt, denn es würde niemals abheben: Dieses Ding fliegt nicht. Amen.

25 September, 2009

Lehmann wörtlich: "Wir sind keine Trottel."

Die Botschaft hör' ich wohl ...

02 September, 2009

Gott erschafft den Himmel und die Erde

So beginnt Wolfgang Klosterhalfens Reimbibel. Und dank Amazon können wir uns schon mal die ersten Seiten gleich im Internet ansehen.

18 August, 2009

Wo verfallen Sitte und Moral nicht?

Genau da, wo die Säkularisierung am stärksten ist. Das meldet WELT ONLINE als Ergebnis einer Studie.

05 August, 2009

Theodizee wirklich und wahrhaftig

Einem allmächtigen Gott fällt wirklich und wahrhaftig nichts besseres ein, als seinen Pfarrer, den er in seiner Allgüte heimholen will, ausgerechnet mit dem eigenen Kirchendach zu erschlagen? Geht es noch trauriger?

20 Juli, 2009

Gegenseitiges Verständnis schaffen

Mit dem heutigen Tag geht der Blog ins fünfte Jahr. Ziel ist nach wie vor, dafür zu werben, dass subjektiv ehrliche Theisten und Atheisten mehr Verständnis füreinander entwickeln anstatt sich anzufeinden.

14 Juli, 2009

Sind die Atheisten missionarisch?

Die Nürnberger Zeitung meldet: "Bischof warnt vor missionarischen Atheisten". Da heißt es, die Bestreitung Gottes sei "letztlich auch eine Kampfansage an eine alle bindende Moral".

1. "Atheist" bedeutet, dass die betreffende Person keinen Anlass erkennt, an die Realexistenz von Göttern zu glauben. Mehr nicht. Bischöfe glauben vermutlich nicht an die Realexistenz von Zeus und Poseidon, sind also diesbezüglich Atheisten. Warum? Vermutlich sehen sie keine Belege, dass es sich um etwas anderes denn literarische Erfindungen handelt. Bedrängte man einen Bischof, sich zur Realexistenz von Poseidon zu bekennen, wüsste er sich vermutlich zu wehren. Niemand sähe diese Gegenwehr als "Kampfansage".

2. So wie Bischöfe nicht an Poseidons Realexistenz glauben, glaubt mehr als die Hälfte der Deutschen nicht an die Realexistenz eines persönlichen Schöpfergottes, der Gebeten lauscht, Kranke heilt, Sünder straft, "Gottesdienst" verlangt, Moral macht. Der Grund für den Nichtglauben liegt - wie beim Bischof in Bezug auf Poseidon - im Mangel an Belegen dafür, dass solch Gott etwas anderes als literarische Erfindung ist. Moral hat also offenbar andere Quellen.

3. Ist es schon "missionarisch", wenn man den Mut hat, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und Belege prüft? Ist die Behauptung Gottes letztlich auch eine Kampfansage an eine alle bindende Vernunft?

4. Wo bleibt die Logik, wenn der Bischof erklärt, Evolution sei grundsätzlich mit kirchlicher Lehre vereinbar, das Gedenken der Atheisten an den 200. Geburtstag Darwins aber etabliere eine "regelrechte Gegenkirche"?

26 Juni, 2009

Wenn Gott einfach Ehrlichkeit erwartet?

Dem Atheisten ist Gott literarische Erfindung, was der Theist übel nimmt. Ist beiden ihre Haltung existenziell wichtig, scheinen die Positionen unvereinbar. Kann Ehrlichkeit als Brücke dienen? Etwa so:
  • Ein allmächtiger Gott wird souverän sein, über Eifersucht erhaben, könnte Anbetung entbehren.
  • Die Theodizee zeigt, dass er nicht blind drauflos liebt, Gläubige nicht schont. Erwartet er etwas? Ehrlichkeit? Vielleicht missbilligt er, ihn hintergehen zu wollen.
  • Als Allmächtiger weiß er wohl, wer sich selbst gegenüber ehrlich ist oder sich selbst belügt.
  • Vielleicht wertet er Selbstehrlichkeit höher als blinden Glauben und Verehrung auf Verdacht?
  • Vielleicht erwartet er einfach, dass diejenigen, denen er sich nicht zeigt, das so ehrlich und konsequent bekunden, wie diejenigen, die ihn zweifelsfrei erfahren haben, das auch bezeugen.
  • Vielleicht achtet er Integrität so, dass er keinen bevorzugt, der seinem eigenen Verstand nicht traut, unehrlich zu sich selbst ist?
So leben Agnostiker und Atheisten in einer Welt, in der sich ein Gott weder zeigt noch eine Rolle spielt. Der Theist weiß dann, dass andere zu recht die Welt auf diese Art sehen, dass blindes Gottvertrauen ohne Rücksicht auf die eigene Urteilskraft sich nicht auszahlt, und dass er nicht dafür belohnt wird, einem Hörensagen-Gott "sicherheitshalber" zu huldigen, während er im stillen zweifelt, weil Gott tatsächlich entschieden hat, sich ihm nicht zu zeigen.

04 Juni, 2009

Ohne würde er ganz anders leben

Das verkündet ein "Bruno" auf dieser Webseite (Kommentar 123) mit zwei bezeichnenden Sätzen:
Wenn es wirklich keinen Gott gäbe und ich das sicher wüsste, so würde ich ganz anders leben - und glaubt mir, das würde euch gar nicht gefallen. Ohne Gott keine Werte oder nur scheinheilige Werte für die es keine Gründe gibt sie einzuhalten, wozu auch.
Er hätte auch schreiben können: "... so würde ich anders leben – und das würde euch nicht gefallen." Aber er schreibt drei Verstärkungen hinein: "ganz anders", "und glaubt mir", "gar nicht". Das lässt vielleicht ahnen, wie sehr er das Gefühl hat, falsch zu leben.

Macht das nicht den Eindruck, ihm ist eingeredet worden, als Mensch sei er von Natur aus schlecht und schuldig, menschliche Werte seien unecht, und nur ein strafender Gott könne Moral schaffen?

Könnte es sein, dass ihm nie die Idee vermittelt wurde, Werte um des Menschseins Willen zu achten?

Wer möchte mit jemand zu tun haben, der nur so lange anständig ist, wie ein Irrglaube an seinen Gott anhält?

Merkt er nicht, dass er der Scheinheilige ist?

25 Mai, 2009

Wo das Staunen seine Grenze findet

Ständig staunt derBright. Gelegenheiten bieten sich ohne Ende. Das fängt beim ganzen Weltall an und hört bei Leben, Intelligenz, Kunst noch lange nicht auf. Es ist erstaunlich, wie alles in der Natur aus sich selbst heraus entsteht. Es ist erstaunlich, wie wir Schritt für Schritt lernen, welche Regeln und Mechanismen da wie wirken.
Wenig Verständnis hat derBright für Staunen in der Religion. Denn: Verdankten wir die Welt einem allwissenden allmächtigen Schöpfer, wäre es selbstverständlich, dass der alles genau so machen kann, wie er will. Was sollte an einem Ding "erstaunlich" sein, das mit Allmacht und Allwissen fabriziert ist? Buchstäblich nichts. Erstaunlich an dem Ergebnis wären bestenfalls Unzulänglichkeiten trotz Allmacht: Dass seit aberdutzenden von Jahren stündlich hunderte Kinder hungers verrecken, was Würdenträger aller Art so gern lebhaft bedauern, wie sie genau die Praxis, die dazu führt, mit erstaunlicher Gelassenheit fortsetzen.

16 Mai, 2009

Wie uns Muster in die Irre führen

Feynman erzählt in seinem Buch "Was soll das alles?":
Meine Frau bekam Tuberkulose ... Als die Krankheit ausbrach, schenkte ich ihr eine ganz besondere Uhr ... und die mochte sie sehr. Ich gab sie ihr an dem Tag, als sie krank wurde, und vier, fünf, sechs Jahre lang stand die Uhr neben ihrem Bett, während sie immer kränker wurde. Schließlich starb sie. Und zwar um 9:22 abends. Die Uhr blieb an diesem Abend um 9:22 stehen, und ich konnte sie nicht mehr in Gang setzen.

Feynman erklärt, wie nötig es ist, in solchen Fällen genau hinzuschauen, denn
Ansonsten werden Sie einer dieser Menschen, die alle möglichen verrückten Sachen glauben und die Welt nicht verstehen.

An religiösen Argumentationen fällt nicht selten auf, wie vordergründig unkritisch Anekdoten so eingesetzt werden, dass man vermuten muss, der Erzähler hat den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht verstanden (oder ignoriert ihn bewusst – was von beidem ist trauriger?).
Dass es gegen Ende noch mal heißt:
Fazit: Was "beweist" das alles?
Nichts. Wie der Titel dieser Katechese schon sagt: es geht um "Hinweise", nicht um Beweise.

kann dann nichts mehr retten, da hat man die "Hinweise" ja schon an die Leute gebracht.
Ein sehr schöner Selbsttest für die Fähigkeit, Korrelation und Kausalität unterscheiden zu können, ist dieser Comic:


06 Mai, 2009

F.A.Z.: Wer glauben will, muss zweifeln

Die Buchbesprechung macht Lust auf mehr.

13 April, 2009

Auf den Bussen in der Hauptstadt Englands...

... wurde mit dem Slogan geworben: „Vielleicht gibt es keinen Gott, also genieß dein Leben“. Wo erfährt man das? In den Nachrichten von Radio Vatikan wird über einen Wortgottesdienst mit dem Papst im Petersdom am Karfreitag berichtet. Der umfangreichste von fünf Absätzen dieser Meldung gilt den Bussen. Nochmal zum Mitdenken: Papst, Karfreitag, Petersdom: Atheistenbusse. Unglaublich. In der ganzen Meldung, anscheinend im ganzen betroffenen Gottesdienst wurden – hält man sich an die Meldung – die Atheistenbusse durch buchstäblich nichts an Wichtigkeit übertroffen. Nicht zu fassen.
Schön sind auch die journalistischen Feinheiten: Da ist von "den" Bussen die Rede. Also alle? Und als logisches Bonbon: "das Leid Unschuldiger" wird "ohne Glaube an Gott" ... "noch absurder". Hä? War es nicht so, dass das Leid genau dann absurd ist, wenn man an einen allgütigen Gott glaubt?

13 März, 2009

Wie sortiert man diese Atheisten?

Fundamentalistischer Atheist: Es gibt keinen Gott, und jeder, der meint, dass es einen Gott gibt, ist ein fehlgeleiteter und gefährlicher Depp.

Evangelikaler Atheist: Es genügt nicht, dass es keinen Gott gibt. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass wirklich niemand daran glaubt, dass es einen gibt.

Theologischer Atheist: Die Prinzipien der Logik zeigen die Abwesenheit irgendeines allmächtigen und allwissenden Wesens im Universum.

Jugendlicher Atheist: Weil ich als Jugendlicher noch als einziger die Übersicht habe, weiß ich, dass da kein Gott ist. Die Tatsache, dass viele Erwachsene an einen Gott glauben, beweist, dass ich recht habe.

Wissenschaftlicher Atheist: Es gibt keinen Gott, weil ich keine falsifizierbare Hypothese betreffs seiner Existenz aufstellen kann.

Sozialer Atheist: Naja, alle, die ich kenne und von denen ich etwas halte, sind Atheisten, also muss irgendwas dran sein...

Akademischer Atheist: Ich brauche Beachtung und ich fühle mich auch wichtig, und beidem werde ich am besten dadurch gerecht, dass ich eine Existenz Gottes für absurd erkläre.

Politisch korrekter Atheist: Gott hat sich nie für die Gleichberechtigung von Geschlechtern, Rassen und kultureller Herkunft eingesetzt, also ist seine Existenz nicht in Ordnung.

Mogelnder Atheist: Es gibt keine guten Gründe, an Gott zu glauben, aber was kann es schaden?

Lethargischer Atheist: Religion ist ein solcher Aufwand, warum sich die Mühe machen?

Paranoider Atheist: Religion, das klingt wie eine weitere Verschwörung, so wie die Außerirdischen, die Delphine und die CIA - alle sind sie hinter mir her.

Nihilistischer Atheist: Das Leben hat nun mal keinen Sinn, und die Existenz eines Gottes würde dem widersprechen, also ist das offenkundig nicht wahr.

Puritanischer Atheist: Wir sollten diese üblen Leute bekämpfen, die an Unsinn glauben, und unsere Säuberungsaktion so lange fortsetzen, bis es keinen einzigen Theisten mehr gibt...

Philosophischer Atheist: Ich glaube nicht, also bin ich.

(Nach: Church of Reality)

23 Februar, 2009

Kann man Unbildung als Standard nehmen?

„Wenn man einige Kinder auf einer Insel aussetzen würde, wo sie alleine aufwüchsen, würden sie an eine flache Erde glauben. Im Gegensatz dazu ist eine Erdkugel unnatürlich für den menschlichen Verstand.“
Was sagt solcher Text? Dass Unbildung zu falschen Ansichten führt. Das ist vermutlich konsensfähig.

Ersetzen wir „flache Erde“ durch „Gott“ und „Erdkugel“ durch „Evolution“, ergibt sich ein Text, der original so im Christlichen Medienmagazin pro steht:
"Wenn man einige Kinder auf einer Insel aussetzen würde, wo sie alleine aufwüchsen, würden sie an Gott glauben. Im Gegensatz dazu ist Evolution unnatürlich für den menschlichen Verstand".
Jetzt aber nicht mehr mit der obigen konsensfähigen Folgerung, sondern mit der Interpretation – bitte festhalten:
„Vielleicht gehört der Glaube an Gott zum Menschen wie der aufrechte Gang? Das überlegen nun auch immer mehr Anhänger der Evolutionstheorie.“
Sollen wir als Meinung von "pro" festhalten, dass Unbildung zum Menschen gehört wie der aufrechte Gang?
Nebenbei: Wäre die Evolutionsidee für den menschlichen Verstand so selbstverständlich, dann hätten wir keinen Darwin – also keine Bildung – gebraucht.

15 Februar, 2009

Wissen als spirituelle Quelle

Neigung zu Spiritualität – sich versenken und bewegen im eigenen geistigen Kosmos – ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, unabhängig von jeder eventuellen persönlichen Beziehung zu irgendwelchen Religionen. Carl Sagan sagt:
"Die Begegnung mit der Natur nötigt der Wissenschaft unweigerlich ein Gefühl der Achtung und Ehrfurcht ab. Der eigentliche Akt des Verstehens ist eine feierliche Vereinigung, Verschmelzung, wenn auch in einem sehr bescheidenen Maße, mit der Herrlichkeit des Kosmos. Und die weltweite Anhäufung des Wissens im Laufe der Zeit verwandelt die Wissenschaft in etwas, was einem transnationalen, transgenerativen Metageist sehr nahe kommt.
...
Wissenschaft ist nicht nur kompatibel mit der Spiritualität – sie ist auch eine tiefreichende Quelle der Spiritualität. Wenn wir unseren Ort in riesigen Räumen von Lichtjahren und im Vergehen der Zeitalter erkennen, wenn wir die Komplexität, Schönheit und Subtilität des Lebens begreifen, dann ist dieses Hochgefühl, dieses Gefühl der Erhebung und zugleich der Demut ganz sicher spirituell. Das gleiche gilt für unsere Gefühle in Gegenwart großartiger Kunst, Musik oder Literatur oder angesichts von beispielhaft selbstlosen und mutigen Taten wie bei Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Die Vorstellung, dass sich Wissenschaft und Spiritualität irgendwie gegenseitig ausschließen, erweist beiden einen schlechten Dienst."
(Quelle: Carl Sagan: Der Drache in meiner Garage. Droemer Knaur München 1977, S. 51f.)

28 Januar, 2009

Wie die Leserschaft der "Welt" sich einschätzt

Jetzt reiben sich einige Medien wie Welt Online an ein paar abzählbaren atheistischen Plakaten. Wir lernen: "Atheismus-Werbung erobert den Globus". Das darf man auf der Zunge zergehen lassen und gleichzeitig über den Umfang religiöser Werbung/Mission auf dem Globus meditieren.
Interessant ist an dem Beitrag die angehängte Umfrage "Glauben Sie an Gott?" mit der Wahlmöglichkeit Ja/Nein.
Bitte erst schätzen und danach auf "Ergebnis" klicken.

Und: So typisch wie bezeichnend für Gläubige scheint dieser Kommentar zu sein, in dem es heißt:
"...Es gibt zahlreiche Gottesbeweise. Als Atheistin (oder als was Sie sich sehen) sind Sie davon überzeugt, dass alles auf dieser Welt durch Zufall entstanden ist, und zwar in Millionen (vielleicht auch in Milliarden) von Jahren. Der Mensch stammt vom Affen ab usw.. Fakt ist aber, dass - wenn man sich wirklich ernsthaft mit unserer Umwelt beschäftigt - feststellt, dass alles (egal ob Mensch, Tiere oder das Universum) so komplex ist, dass hinter alledem ein unendlich intelligenter Geist stecken m u s s! ..."
Kann man das anders interpretieren als die Weisheit: "Was mein persönliches Gehirn sich eben mal nicht vorstellen kann, m u s s von einem Gott stammen"?

Nachtrag (3.2.2009): Wer vermutet, das obige Umfrage-Ergebnis könnte durch das Artikelthema verschoben sein, findet hier eine unabhängige Gegenprobe.

13 Januar, 2009

Einfach Zufall oder Feinabstimmung?

Theisten argumentieren gern mit der „Feinabstimmung“. Warum?
Wissenschaft basiert auf Vertrauen in die Gültigkeit der Statistik. Die theistische Hoffnung: Wenn die Wahrscheinlichkeit, unsere Welt könnte zufällig so entstanden sein, praktisch gleich Null ist, dann würde ein vernünftig denkender Mensch evtl. die Möglichkeit der Existenz eines intelligenten Schöpfers erwägen.
Machen wir ein Experiment: Wir nehmen einen Würfel, würfeln Einhundert mal und erhalten dieses Ergebnis:

23166442454633233145321261435263235213453336521334
35614666326564444122351136123641334623646341424522

Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass wir genau dieses Ergebnis erhalten werden? Die Zahl ist so klein, dass sie sich unserer Vorstellungskraft entzieht: 1,53 .10-78. Wie ist es möglich, dass wir hier tatsächlich sofort und ohne alle Mühe ein Ergebnis produziert haben, für dessen Auftreten die Wahrscheinlichkeit nach allen vernünftigen Maßstäben praktisch gleich Null ist? Waren wir allmächtig, allwissend?
Wir sind in eine Denkfalle getappt. Dieses Hantieren mit Wahrscheinlichkeiten macht nur Sinn, wenn wir Vorgänge betrachten, die in der Zukunft liegen. In Feynmans Text „Unser unwissenschaftliches Zeitalter“ finden wir dazu u.a.:
„Nun möchte ich mich einer anderen Art Grundprinzip oder Idee zuwenden, nämlich, daß es keinen Sinn hat, die Wahrscheinlichkeit oder Chancen zu berechnen, daß etwas passiert, nachdem es geschehen ist. Viele Wissenschaftler sind sich dieses Problems nicht einmal bewußt...
Beispielsweise habe ich heute abend etwas wahrhaft Bemerkenswertes erlebt. Auf meinem Weg hierher habe ich das Nummernschild ANZ 912 gesehen. Und jetzt berechnen Sie bitte die Wahrscheinlichkeit, daß ich von allen Nummernschildern in Staat Washington zufällig das mit ANZ 912 sehe. Stimmt, das ist albern.“