26 August, 2008

Darf man Gottes Existenz bestreiten?

Wenn Herr Beckstein sagt, dass der Gott der Muslime ein anderer sei als der der Christen, dann gibt es vernünftigerweise nur zwei Möglichkeiten. Entweder glaubt Herr Beckstein tatsächlich an zwei Götter (was ihn evtl. in Erklärungsnot gegenüber dem Vatikan brächte), oder er bestreitet, dass der "andere", also der der Muslime tatsächlich existiert. Im Gegenzug darf er natürlich davon ausgehen, dass die Muslime die Existenz des Gottes bestreiten, an den Herr Beckstein glaubt. Die Existenz der allermeisten Götter und Gottheiten (Hochrechnungen reichen bis 100000) wird von den allermeisten Menschen bestritten. Buddhisten, Christen, Juden, Muslime und Atheisten sind sich darin einig, die Existenz (fast) aller Götter zu bestreiten. Theisten bestreiten die Existenz aller Götter bis auf die Existenz der jeweils eigenen, Monotheisten bestreiten – wie Herr Beckstein – die Existenz aller Götter bis auf die Existenz eines einzigen der 100000 – des jeweils eigenen. Fazit: Im Mittel wird aller Götter Existenz von der Mehrheit der Menschen bestritten, sie werden üblicherweise als literarische Erfindung angesehen, was auch in Ordnung ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich frag mich bloß immer, was den christlichen Gott oder von mir aus auch den muslimischen glaubwürdiger macht als einen Odin oder eine Ganesha. Weil seine Existenz in irgendwelchen Büchern "belegt" ist?

derBright hat gesagt…

Hallo Mathias, dass jemand die Welt als so einzigartig erstaunlich ansieht, dass er sich keine andere Erklärung dafür vorstellen kann, als göttliches Wirken, das ist verständliches menschliches Verhalten und eben verbreitet. Viel weniger verstehbar ist, wenn der eine Theist dem anderen von der Konkurrenzreligion die Existenz dessen Gottes absolut bestreitet: Welche so zwingenden Argumente hat denn der eine Theist dafür, dass die Existenz des Gottes des anderen so definitiv auszuschließen ist, und was macht ihn so sicher, dass seine eigenen Argumente aus der Sicht des anderen nicht gleichermaßen die Nichtexistenz des eigenen Gottes zwingend belegen? Wieso sind so viele Theisten anscheinend blind gegen diese Symmetriesituation?