Wir denkenden Menschen machen uns ein Abbild von dieser einen Realität, und da Menschen verschieden sind, unterscheiden sich diese Abbilder.
Sunnitisch geprägte Abbilder scheinen einigen ihrer Anhänger den Eindruck zu vermitteln, dass man Anhänger eines schiitisch geprägten Abbildes getrost in die Luft sprengen darf.
Das katholisch geprägte Abbild sagt, wer nicht göttergläubig ist, sei nicht Mensch im Vollsinn.
Gruppen, die einem bestimmten Abbild anhängen, sind diesbezüglich ziemlich stabil. So werden in einer Anhängergruppe erzogene Kinder selbst meist zu Anhängern dieser Gruppe.
Eher selten wird ein Gruppenmitglied Anhänger eines anderen Abbildes, und viele Gruppen mögen solche Wechsel nicht. Das kann dazu führen, dass Abtrünnige ihren Gesinnungswechsel vor der eigenen Gruppe verbergen und auf längere Zeit nur nominelle Anhänger bleiben (z. B. Everett, Meslier).
Seit Menschengedenken gibt es wohl Uneinigkeit darüber, ob unter den Abbildern der Welt die einen den anderen vorzuziehen seien.
Wie unterscheidet sich das naturalistische Abbild von anderen? Ein Gedankengang dazu:
- Es gibt genau nur eine Realität – unabhängig von den unterschiedlichen Abbildern, die wir uns von ihr machen.
- Die Menschheit ist Teil der Realität.
- Wie lange die Menschheit existieren wird, hängt auch von unserem Verhalten ab.
- Wenn wir langes Überleben der Menschheit anstreben, gelingt das um so besser, je sachgerechter wir dafür handeln.
- Sachgerecht handeln können wir um so besser, je ähnlicher unser Abbild der Realität ist.
- Wegen unseres begrenzten Verstandes ist unser Abbild der Realität unscharf, unvollständig und in Teilen unzutreffend.
- Zur Verringerung von Defiziten bezüglich der Güte des Abbildes der Realität hat sich die wissenschaftliche Methode als herausragend erfolgreich gezeigt.
- Das führt dazu, dass selbst Anhänger anderer Abbilder – wenn Tatsachen gefragt sind – fallweise die wissenschaftliche Methode nutzen (z. B. mit der verschämten Bezeichnung "methodischer Atheismus").
- Während religiöse Abbilder häufig von sich behaupten, einziggültig und unveränderlich zu sein, versteht das naturalistische Abbild eigene Änderungen als normal und notwendig, weil nur so die dauernd angestrebte Nähe des Abbildes zur Realität entsprechend wachsendem Erkenntnisstand möglich ist.
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