08 Oktober, 2013

Reich-Ranicki kritisiert im Himmel

Das ist einfach zu schön:



(Gefunden bei: http://www.maths.ed.ac.uk/~aar/surgery/nzzcartoon.jpg)


07 Oktober, 2013

Diese Kirche stellt die falschen Fragen

Eine Kirche will unter der Überschrift "Kirche im Dialog" mit mehr Leuten ins Gespräch kommen und sagt als erstes: "Hier zunächst einige Aussagen zum Glauben. Geben Sie bitte bei jeder Aussage an, wie stark sie diese teilen." Dann geht es los:

Erste Aussage: "Ich habe manchmal das Gefühl, dass eine höhere Macht auf mein Leben einwirkt." (Dazu eine Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Was – bitte – soll "höhere Macht" sein, und warum nur eine? Ist die Schwerkraft eine höhere Macht, weil sie mich auf der Erde festhält? Ist die Regierung eine höhere Macht, weil sie zwingend meine Steuern einzieht? Ist die Kirche eine höhere Macht, weil sie den Religionsunterricht durchsetzt? Dann trifft voll zu, dass ständig höhere Mächte auf mein Leben einwirken. Vermutlich meint die Kirche hier aber nicht Schwerkraft oder Regierung, sondern irgendwelche Götter. Dann trifft – da das literarische Erfindungen sind – natürlich nicht zu, dass die auf mein Leben einwirken. Allerdings ist diese Antwort noch nicht die ganze Wahrheit. Denn auch wenn keine Götter existieren, die auf mein Leben einwirken könnten, gibt es doch eine mittelbare Kette von Wirkungen: Leute, die meinen, dass es Götter gäbe, setzen nämlich politisch durch, dass ihre Interessen durch meine Steuergelder gefördert werden. Da habe ich schon das Gefühl, dass das negativ auf mein Leben einwirkt. Sind das "höhere Mächte"? Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?

Zweite Aussage: "Nur das existiert, was sich messen und nachweisen lässt." (Dazu wieder die Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Was sagt die Logik? "Messen und nachweisen" lassen sich irgendwelche Wirkungen. Falls eine Sache auch im Existenzfall ganz sicher keinerlei Wirkungen hätte, ließe sich nicht entscheiden, ob sie existiert oder nicht. Gleichzeitig ist damit aber auch sicher, dass es zu den immanenten Eigenschaften dieser Sache gehört, wegen ihrer absoluten Auswirkungslosigkeit gänzlich irrelevant zu sein. Wenn es also eine immanente Eigenschaft des unsichtbaren rosafarbenen Einhorns ist, dass es keinerlei Auswirkungen zeigen kann, lässt sich nicht entscheiden, ob es existiert oder nicht. (Das trifft für alle anderen Farben natürlich genauso zu.) Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?
Ganz besonders witzig ist die Inkonsistenz zwischen diesen beiden ersten abgefragten Aussagen. Während die erste das Vorhandensein einer (göttlichen) "Einwirkung" suggerieren will, läuft die zweite unterschwellig auf die Bekundung hinaus, dass sich die "Einwirkung" nicht "nachweisen" lässt.

Dritte Aussage: "Ich glaube daran, dass es ein Leben nach dem Tod gibt." (Dazu wieder die Skala von "trifft zu" bis "trifft gar nicht zu")
Mit dem Tod eines Organismus ist auch der Tod des zugehörigen Gehirns verbunden. Eine Person, die in diesem Sinne organisch gestorben ist, hat danach naturgemäß keine eigenen Gedanken mehr. Gleichzeitig enthält die Frage die unspezifische Formulierung "ein Leben nach dem Tod". Man könnte antworten, dass es nach dem Tod einer Person viele andere Leben gibt, die weitergehen. Diejenigen, die etwas über die Gedanken der gestorbenen Person wissen, können die Gedanken wiederholen, weiter geben, nachvollziehen, weiterdenken, sich untereinander darüber austauschen, so wie wir uns über die Gedanken von Lukrez und Diderot austauschen. Die organische Materie der toten Person wird sich mit der Zeit über den Planeten verbreiten. Wenn wir ganz grob schätzen, dann könnte jeder von uns etwa eine Billion Atome in seinem Körper haben, die original von Lukrez stammen. Folglich bestehen wir zum Teil aus Lukrez und können seine Gedanken denken und weiterführen. Aber das ist eben nicht das Leben des Lukrez, sondern es ist unser Leben, auch wenn wir seinen Gedanken folgen. Was also soll man hier ehrlicherweise ankreuzen?

05 Oktober, 2013

Diderot: Heut' feiern wir Geburtstag

Heute vor 300 Jahren wurde Denis Diderot geboren. Ihm haben wir die Enzyklopädie zu verdanken und vieles mehr. Lieber Denis, danke für Deine Arbeit, für Deinen Mut, Dein Durchhaltevermögen. Ohne Dich hätten wir heute vielleicht ähnlich viele Schwierigkeiten wie Du damals, einfach nur nach Wahrheiten zu suchen, zum Offensichtlichen zu stehen und es kund zu geben. Danke für alles.