25 Juli, 2005

Warum lassen Leute sich belügen?

Gelegentlich wundert derBright sich darüber, dass Leute sich an einem offenkundig nicht naturwissenschaftlichen Weltbild orientieren. Gleichzeitig lässt ihn seine Neugier Vermutungen über die Ursachen anstellen. Das Ergebnis von Beobachtungen kann man etwas sortieren:
  • Angesichts des wundervollen Aufbaus und Zusammenspiels der irdischen Natur fällt es Leuten schwer, sich eine blinde Entwicklung dessen vorzustellen. So meinen sie, sich unbedingt einen "intelligenten Designer" dafür vorstellen zu müssen. Witzig daran ist, dass der "intelligente Designer" noch viel schwerer vorstellbar ist als die natürliche Entwicklung, und dass das nun wieder nicht zu stören scheint. Die eigentlichen Ursachen des Götterglaubens dieser Leute liegen also tiefer als ihre eigene Argumentation ausdrückt.
  • Ähnliches mag beim Betrachten größerer Maßstäbe eine Rolle spielen: Woher kommt unser Universum, kann es wirklich sein, dass es keinen Anfang hat, muss es nicht "gemacht" worden sein? Mancher wird das Vorstellungsvermögen nicht aufbringen, dass das alles ohne Götter möglich ist und hängt dann der (schlicht noch unwahrscheinlicheren) Idee nach, es gäbe eine schöpfende geistige Person im vorherigen Nichts.
  • Manche Leute lassen sich augenscheinlich vom reinen Massenphänomen der Religion erdrücken: "Wenn es so viele überaus kluge Leute, auch ganze Staaten gibt, die über so lange Zeit sicher sind, dass Götter wirken, dann kann (und darf!) das einfach nicht falsch sein. Die sind ja alle so viel klüger als ich, und warum sollten die sich alle selbst belügen." Die Kirche ist über das Wirken dieses Phänomens wohl nicht unglücklich. Rein menschlich gesehen ist es natürlich traurig, wie hier die Massen mit Autorität betrogen werden.
  • Daneben gibt es Leute, die nicht unbedingt auf die Existenz von Göttern schwören würden, denen daneben klar ist, dass es sich sowieso um eine unentscheidbare Frage handelt, die es aber rational aus moralisch-praktischen Erwägungen für nützlich ansehen, an der Religion festzuhalten, weil sie meinen, dass nur die eine Grundlage für ethisches Handeln bietet. Diesen Leuten ist nicht klar, dass die Ethik eine viel breitere Basis als nur die Religionen hat. Sie denken, derBright sei ethisch weniger qualifiziert und ignorieren, dass im Namen von Religionen schlimmste Greuel praktiziert wurden und werden, ohne dass hier die angeblich bessere Ethik greift.
  • Ähnlich wird man die einordnen können, die bei gleichen Voraussetzungen einfach die religiöse Geselligkeit nicht missen mögen, ohne sich dabei besonders viel grundsätzliche Gedanken über Grundlagen für ethisches Handeln zu machen. Dazu gehören die Leute, die es stark finden, einer internationalen Gemeinschaft anzugehören, die weltweit ein markantes Zusammengehörigkeitsgefühl prägt und praktiziert, und die ihre eventuellen eigenen Götterzweifel diesem Gemeinschaftsgefühl unterordnen.
  • Weiter gibt es Leute, die "echte" subjektive "Gotteserfahrungen" hatten, die so real wirkten, dass die ihnen alle künftigen Zweifel nehmen. Diese Leute sind subjektiv völlig ehrlich, sie nehmen aber nicht wahr, dass das individuelle Gehirn (z.B. in Extremzuständen) jede beliebige Erfahrung vermitteln kann, ohne dass irgendeine Art von Realität dahinter steht.
  • Eine weitere Gruppe sind diejenigen, denen schon mit der Muttermilch Religiosität eingeimpft wurde, weil sie von Geburt an in solche Gemeinschaft streng eingebunden waren. Wenn solche Leute anfangen, kritisch zu denken, wird ihnen ein Abweichen von der vermittelten Religiosität wahrscheinlich lebenslang wie etwas Verbotenes vorkommen.
  • Außerdem gibt es wohl Leute, die die Göttervorstellung schlicht dafür brauchen, um sich auf der Welt und im Weltall nicht allein zu fühlen. Sie hätten ohne Gott einfach Angst. Die Konstruktion sieht offenbar so aus, dass sie sich aus ihrer Vorgeschichte an das Existenzpostulat von Göttern gewöhnt haben und deren Abwesenheit als die Wegnahme von etwas vorhandenem empfänden. Sie können sich nicht von der Vorstellung lösen, dass derBright sich sehr einsam und verloren fühlen muss, weil er die Geborgenheit in Gott nicht hat noch kennt. Ihnen wird kaum die definitive Einsicht zu vermitteln sein, dass derBright sehr fröhlich darüber ist, dass es die Menschheit bis zu diesem Punkt geschafft hat und dass es für ihn schlicht die perfekte Geborgenheit ist, zu dieser Welt und zu dieser Menschheit zu gehören.
Jede beliebige Mischform gibt es natürlich auch; derBright würde sich freuen, wenn die Liste ergänzt würde. Sicherlich gibt es Gläubige, die ihre persönliche Motivation anders beschreiben möchten, als sie es hier oben vorfinden.

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