18 Dezember, 2008

Die Bilanz aus vielen Trauerfeiern

Gelesen beim WDR:
"Als ev. Pastor habe ich mehr als 2000 Trauerfeiern gestaltet und bei Trauergesprächen so häufig erfahren, daß eine Familie ohne Erfolg viel Geld bei alternativen Heilern investiert hat, daß ich nicht mehr daran glauben kann. Für die Familien bleibt nur die Genugtuung, daß sie alles für ihren Verstorbenen getan haben und ihnen kein Opfer zu groß war. Davon lebt die alternative Medizin." 
(18.12.2008 00:52 Uhr) 
Wer das nun für eine typische Meinung der Fernsehzuschauer halten sollte, darf sich im dortigen Gästebuch von einer genau gegenteiligen Massenhysterie überzeugen.

17 Dezember, 2008

Freude bei den Evangelikalen

Herr Schirrmacher stellt nämlich fest: "Wir haben derzeit so viele Chancen, uns selbst in den Medien darzustellen, wie nie zuvor. Verantwortliche aller Art holen unseren Rat ein wie nie zu vor."

Ja, die Medien sind schon auf Draht.

15 Dezember, 2008

Ein paar Worte so zum Selbstverständnis

Manche Theisten meinen anscheinend – weil sie selbst sich eine Welt ohne Gott nicht vorstellen können – dass auch dem Atheisten unterschwellig eine Gottesexistenz schwant, dass der Atheist dieser unterschwelligen Ahnung irgendwie auszuweichen versucht und dass man dem Atheisten raten könnte, sich doch mal auf Gottesahnung einzulassen, um mit sich ins Reine zu kommen.

Liebe Theisten, dem ist nicht so.

Der Atheist erkennt einfach, dass es in der Welt natürlich zu geht, dass da kein Gott ist und nicht sein muss, dass alles, was wir an der Welt bestaunen, aus ihr selbst kommt. In einem an ihn gerichteten Ansinnen, hinter der literarischen Erfindung „Gott“ etwas real existierendes anzunehmen, sähe der Atheist eine Aufforderung zu Unehrlichkeit.

Der Atheist sieht, dass Theisten einer Gottesvorstellung verhaftet sind, von der sie sich nicht lösen können und nicht lösen wollen.

Eine theistische Unterstellung, der Atheist verneine die Existenz von Liebe, Güte, Moral usw., wäre Unfug. Der Atheist weiß, dass all die geistigen Kategorien natürlich real existieren, als menschliche Eigenarten, die man hegen und pflegen kann und muss.

09 Dezember, 2008

Folgerichtig wäre Selbstaufgabe

... des Christentums als letzter segensreicher Dienst an der modernen Kultur insofern, als im Sinne der Volkssouveränität alle Macht vom Volk ausgeht und Moral längst vernunft- und nicht mehr religionsbegründet ist. So etwa beschreibt die Badische Zeitung den Inhalt eines Vortrags von Herbert Schnädelbach.

17 November, 2008

Säkulare Organisationen...

... in Deutschland haben erstmals seit Jahrzehnten Zusammenarbeit unter einem Dachverband vereinbart, wie der Tagesspiegel meldet.

02 November, 2008

Himmel! Warum lügst du nicht – wie alle!

Kleiner Auszug aus dem Tagesspiegel:
Kayleigh, 15 und gar nicht schwach , wurde von ihrer Lehrerin gefragt: „Wie viele Heiligenstatuen habt ihr daheim?“ Kayleigh sagte entschieden: „Keine. Nicht mal draußen.“ Mein Vermieter schlug in Sorge um ihre Noten die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Himmel! Warum lügst du nicht – wie wir alle!“
Kein Kommentar.

22 Oktober, 2008

Weil in England Kirchen plakatieren...


... haben sich dortige Atheisten entschlossen, einfach mal das gleiche zu tun:

20 Oktober, 2008

Schweizer Freidenker zu Glaubensfragen

Viele der Konfessionsfreien, die sich hier zu ihrer Anschauung bekennen, geben einen kleinen Kommentar darüber ab. Interessant sind diese Kommentare aus verschiedenen Perspektiven: Gläubige finden hier Beispiele, wie Glaube von Skepsis verdrängt werden kann, Konfessionsfreie werden eine Reihe ihrer Ansichten bestätigt finden und sie um Ergänzungen bereichern können, und Leute, die in der einen oder in der anderen Richtung unterwegs sind, können den Wert ihrer Zweifel an einer bunten Vielzahl unterschiedlicher Meinungen messen.

04 September, 2008

Wurde Zeit, dass jemand Klartext redet

Dieses ewige Gestammel der Physiker war ja schon nicht mehr mit anzuhören: Immer, wenn das Gespräch auf die sogenannte "Gravitation" kommt, flüchten sie in schwammiges Vokabular über irgendwelche angeblichen emergenten "Kraftfelder", von denen sie aber auf Quantenebene plötzlich selber nichts mehr finden. Kaum ein Fachgebiet ist so skandalös inkonsistent, wie das der Physiker, wenn sie sich über dieses Phänomen äußern sollen. Dabei hat sich seit Newton nichts daran geändert, dass noch keiner eine schlüssige säkulare Erklärung für die tatsächliche letztendliche Herkunft der "Gravitation" präsentieren konnte. Soll unser Nachwuchs auch so verbildet aufwachsen? Natürlich nicht. Es wurde höchste Zeit, dass sich verantwortungsbewusste Wissenschaftler dem Problem widmen und nun endlich evidenzbasiert die Effekte der ominösen Gravitationstheorie durch das Faktum des Intelligent Falling beschreiben. Einen großen Dank an diejenigen, die mit Zähigkeit daran arbeiten, dass wir verbreiteten Irrlehren selbstherrlicher Physiker etwas entgegensetzen können.

29 August, 2008

Wie sich Ingersoll der Wahrheit nähert

Ein Bibelleser hatte in ein Gästebuch geschrieben: "Dem 'Weisen' ist die Bibel allerdings eine Torheit - war bei mir genauso, solange ich versucht habe, sie zu verstehen!!!! Vertrauen ist der Schlüssel und das ist gar nicht so einfach!"

Über Dutzende Generationen wurden und werden Heerscharen von Interpreten für die Sisyphusarbeit herangezogen, in der Bibel gesammelte Ungereimtheiten dem Publikum schmackhaft zu machen. Es wird gesagt, das seien also von "höheren Wesen" inspirierte Bilder, wörtlich zu nehmen nur da, wo der Bibelspezialist es gut heißt uswusf.

Kann man sich anstelle der von religiös geprägten Bibelinterpreten vorgegebenen Weise einen vernünftigen Zugang zu den Wirrungen des Bibeltextes verschaffen? Man kann.

Zu Robert Ingersolls Talenten hat es gehört, sich von eingetrichterter Verklärung zu lösen und den Text unverstellt zu besehen. Und so wie er die Sache sieht, fügt sich alles wieder in ein klares Bild: Wenn die Bibel von irgendetwas inspiriert ist, dann nicht von "höheren Wesen", sondern von nichts, nichts anderem als dem Unwissen antiker Nomaden. Da wächst eben das Gras, bevor die Sonne gemacht ist, da ist eben der Himmel etwas, wo am dritten Tag die Sterne angebracht werden, Mond und Sonne als handliches Licht, das mal schnell für ein paar Stunden anzuhalten einem Gott weniger Mühe macht als eine Krankheit zu heilen, da treten eben sämtliche(!) Tiere an, um vom Mann ihren Namen zu erhalten (die Frau war ja noch nicht da), also die Art Märchen, die urgeschichtliche Nomaden sich ausdenken könnten, um die Sippe im Zelt bei Laune zu halten es ist erfrischend, Ingersoll zu lesen. Und es ist bemerkenswert, dass vor weit über hundert Jahren Stadt- und Kirchenväter Ingersoll das Podium gegeben haben, Leute auf die Weise zum kritischen Denken anzuregen.

26 August, 2008

Darf man Gottes Existenz bestreiten?

Wenn Herr Beckstein sagt, dass der Gott der Muslime ein anderer sei als der der Christen, dann gibt es vernünftigerweise nur zwei Möglichkeiten. Entweder glaubt Herr Beckstein tatsächlich an zwei Götter (was ihn evtl. in Erklärungsnot gegenüber dem Vatikan brächte), oder er bestreitet, dass der "andere", also der der Muslime tatsächlich existiert. Im Gegenzug darf er natürlich davon ausgehen, dass die Muslime die Existenz des Gottes bestreiten, an den Herr Beckstein glaubt. Die Existenz der allermeisten Götter und Gottheiten (Hochrechnungen reichen bis 100000) wird von den allermeisten Menschen bestritten. Buddhisten, Christen, Juden, Muslime und Atheisten sind sich darin einig, die Existenz (fast) aller Götter zu bestreiten. Theisten bestreiten die Existenz aller Götter bis auf die Existenz der jeweils eigenen, Monotheisten bestreiten – wie Herr Beckstein – die Existenz aller Götter bis auf die Existenz eines einzigen der 100000 – des jeweils eigenen. Fazit: Im Mittel wird aller Götter Existenz von der Mehrheit der Menschen bestritten, sie werden üblicherweise als literarische Erfindung angesehen, was auch in Ordnung ist.

22 Juli, 2008

Um noch mal auf Emergenz zu kommen

Warum? Weil nach dem Posting vom 25. März 2008 Kommentare von Leuchtspur auftauchten, die Verständnisprobleme signalisierten, etwa in der folgenden Art:

“Strukturen bilden sich, untergeordnete Strukturen, übergeordnete Strukturen. Emergenz taucht auf. Und ob sich dadurch nun eine Spiralarmgalaxie bildet, oder ein Mensch, macht keinen allzu grossen Unterschied.”

In dieser Darstellung hat die Materie ja quasi göttliche Eigenschaften. Kann es sein, daß die Brights lediglich einen Gott durch einen anderen ausgetauscht haben?

Was ist der Witz an der Emergenz-Idee? Mit "Emergenz" ist gemeint, dass die Eigenschaften eines Systems nicht nur durch die Eigenschaften der Systembestandteile festgelegt sind, sondern auch durch die Struktur, die die Bestandteile bilden: Ein- und dieselben Kohlenstoffatome können als Graphitmine im Bleistift vorliegen, als ein Stück Holzkohle oder als Diamant. Die Eigenschaften des Gesamtsystems werden nicht allein durch die Eigenschaften des Bestandteils "Kohlenstoffatom" festgelegt, sondern gleichermaßen durch die Struktur, in der diese Bestandteile angeordnet sind. Ein- und dieselben H2O-Moleküle können fließendes Wasser bilden, ein Stück Eis oder auch eine Dampfwolke: Es ist die aktuelle Struktur der Bestandteile (also des Molekülverbandes), woraus sich die Systemeigenschaften ergeben.

Drückt der Laut "A" göttliche Erhabenheit aus? Nicht? Oder drückt der Laut "B" göttliche Erhabenheit aus? Oder vielleicht der Laut "C" ... oder "Z"? Wäre es – nachdem alle diese Fragen verneint sind – richtig, zu behaupten, dass Laute oder eine Folge aus Lauten nicht geeignet sind, göttliche Erhabenheit auszudrücken? Woraus besteht das Vaterunser? Die Bibel? Der Koran? Aus Lauten – aneinandergereiht – aber eben nur aus Lauten. Dieselben Laute, die den Bibeltext ausmachen, ergeben durch Umordnung kompletten Unfug, eine Shakespeare-Komödie, einen Agatha-Christie-Krimi, einen Pornoroman, einen Terroraufruf, Einsteins Dissertation oder was auch immer: Es sind eben nicht allein die Bestandteile eines Systems, die über seine konkreten Eigenschaften bestimmen, sondern gleichermaßen die Art und Weise, wie die Bestandteile angeordnet sind, also die Struktur des Systems.

Das alles ist nicht schwer einzusehen, es ist eher selbstverständlich, gesunder Menschenverstand.

Aber: Wenn es um Denken, Intelligenz, Gefühle, Liebe, Seele, Spiritualität geht, dann argumentieren Theisten gern, dass ein Wesen, das "lediglich" aus Molekülen besteht, nichts anderes als ein "seelenloser Bioautomat" sein könne. Und das ist einfach nur falsch. Denn der Mensch und sein Gehirn bestehen eben nicht nur aus der Zutat Moleküle, sondern auch noch aus der Zutat Struktur. Und genau so, wie Laute in einer geeigneten Struktur die Bibel hervorbringen, genau so repräsentiert die geeignete Struktur von Molekülen und Neuronen uns Menschen, mit all unseren religiösen und atheistischen, aufgeklärten Ideen und Gefühlen.

20 Juli, 2008

Vor drei Jahren ist derBright gestartet

Was ergibt sich als kleine Zwischenbilanz?
  • derBright ist mit grob gerechnet zwei Besuchern pro Tag einer der kleinsten Blogs; das wird auch so bleiben.
  • Es gibt viele gute und produktive Blogs; zu den besten gehören daylightatheism und evilunderthesun. Die Links dort führen zu vielen weiteren.
  • Eine schöne Übersicht über Atheismus und verschiedene Religionen gibt es bei BBC.
  • Wir machen weiter.

04 Juni, 2008

Wir bewegen uns im Mesokosmos

Da und dort hatte derBright Umstände aufgezählt, die möglicherweise dazu beitragen, Leute an die Existenz göttlicher Wesen glauben zu lassen. Hierbei spielte die Individualgeschichte eine erhebliche Rolle. Über weitere glaubensfördernde Umstände, die eher in der Artengeschichte wurzeln könnten, macht sich Libertarian Gedanken. Da sich die Sozialkultur schneller entwickelt als unsere Hirnbiologie, halten die biologisch basierten geistigen Fähigkeiten nicht Schritt mit kulturellen Erkenntnissen. Terry Pratchett drückt das in seinen Sachbüchern so aus, dass das Gehirn dazu gemacht ist, den Affen auf dem Nachbarbaum anzuschreien, nicht aber, um Wissenschaft zu betreiben. Es ist wirklich so, dass wir bestimmte Sachen ganz schlecht können, z.B. Wahrscheinlichkeiten abschätzen – wie man etwa am "Ziegenproblem" erkennen kann.
Wenn unsere Evolution im Mesokosmos dafür gesorgt hat, dass wir die Welt instinktiv teleologisch sehen, dass wir also davon ausgehen, bei Wirkungen regelmäßig eine Absicht anzunehmen, dann haben manche Mitbürger evtl. Schwierigkeiten, dem Lauf der Vorgänge in einer tatsächlich absichtslosen Welt zu folgen und fühlen sich mit einer Konstruktion wohler, der sie die vermeintlichen Absichten zuschreiben können.

14 Mai, 2008

Kann man Kinder vor Verdummung schützen?

Was Kinder aus Katechesen "lernen":

"Ich habe z.B. selbst erlebt, dass der 'Geist' beim Tischerücken begann, in einer Schrift zu schreiben, die keiner der Anwesenden lesen oder schreiben konnte. Erst ein Experte übersetzte die Schrift - und siehe, es handelte sich um sinnvolle Antworten! ... Nein, ich bin persönlich der festen Überzeugung, dass diese Praktiken das sind, was sie zu sein scheinen: Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit Geistern. ... z. B. sich selbst bewegende Pinsel, die Botschaften auf Plakate schreiben? Oder Bananen, die über den Tisch schweben und rhythmisch das Morsealphabet klopfen? Oder Schaufensterpuppen, die mit den Bewegungen der Taubstummensprache unsere Zukunft enthüllen ..."

10 April, 2008

Welches Werkzeug hilft uns gegen Täuschung?

Wer hat sich schon mal getäuscht? Sicherlich alle.
Wer lässt sich gern mit Täuschungen betrügen? Sicherlich niemand.
Die Sinne sind nicht perfekt. Nicht selten vermitteln sie verfälschte Eindrücke. Wer solchen verfälschten Eindruck für bare Münze nimmt, macht sich von der Welt ein falsches Bild.
Zur Illustration eine optische Täuschung:

Unkritische würden vielleicht besten Gewissens Haus und Hof darauf verwetten, dass Feld B heller ist als Feld A. (Wessen Browser es anbietet, kann das Bild rechts anklicken und per "Grafik anzeigen" vergrößert betrachten.)
Kann man etwas dagegen tun, so getäuscht zu werden? Man kann. Wenn man will.
Wer nicht auf Täuschungen hereinfallen will, kann trainieren, kritisch zu sein, dem ersten Eindruck nicht zu glauben und jeden Sachverhalt möglichst genau zu prüfen. Für das obige Bild könnte das z.B. heißen: Nimm Dir ein Grafikprogramm, schneide die Felder A und B aus und vergleiche sie direkt miteinander, lass Dir den binären Farbcode der einzelnen Felder anzeigen. Oder drucke das Bild auf Papier aus und schneide die Felder mit der Schere aus, um sie direkt zu vergleichen, oder auch mal probeweise auszutauschen.
Wer jemanden täuscht, hat dann leichtes Spiel, wenn der betroffene nicht kritisch, sondern leichtgläubig ist.
Auffällig ist in diesem Zusammenhang, wie unverblümt betont vordergründig Religionen zur Leichtgläubigkeit gegenüber Religionsinhalten auffordern, gern auch direkt dazu, ungereimtes unkritisch hinzunehmen, sich von Wunschdenken leiten zu lassen, Zweifel als Sünde anzusehen:
Unsinn hinnehmen:
  • "Dem 'Weisen' ist die Bibel allerdings eine Torheit - war bei mir genauso, solange ich versucht habe, sie zu verstehen!!!! Vertrauen ist der Schlüssel und das ist gar nicht so einfach!" (Gästebuch)
  • Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache (1. Kor. 1,27)
Verstand missachten:
  • Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen (1. Kor. 1,19)
Wunschdenken nahelegen:
  • Sie glauben nicht an Erlösung ... und an ein Paradies, halten derlei Dinge aber für wünschenswert. Wenn Sie diesem Wunsch nun noch Luft zum Atmen gäben, ohne ihn sofort mit Einwänden aller Art abzuschneiden, hätten Sie eine Hoffnung... (Gästebuch)
Zweifel diskreditieren:
Ist das Zufall?
Ergänzung am 20.4.2008: http://www.askanatheist.org/articles/bestopticalillusion.html

25 März, 2008

Was Theisten nicht verstanden haben

Kann ein einzelner Sessel durch die Luft über den Atlantik reisen? Nein; die Gesetze der Physik erlauben nicht, dass ein Sessel von London nach Washington durch die Luft reist. Wie ist das mit Rädern, Motoren, Fensterscheiben? Computern, Blechen, Plastikschläuchen? Wir können Tausende und abertausende von Dingen aufzählen, für die die Physik die Möglichkeit verbietet, in London zu starten und in Washington sanft zu landen. Setzt man aber all diese Tausenden Dinge zu einem Jumbo Jet zusammen, dann tut der das, was für jedes seiner Einzelteile nicht möglich ist. Interessanterweise ist unsere reale Welt so eingerichtet, dass genau dieselben physikalischen Gesetze, die ausnahmslos allen einzelnen Teilen die Luftreise verbieten, für deren geeignete Zusammensetzung eine Luftreise nicht mehr verbieten, sondern erlauben, und zwar – darum geht es hier – ohne jede übernatürliche Zutat.
Neu ist die Erkenntnis nicht. Schon Aristoteles wusste, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, und Philosophen und Physiker haben das Phänomen "Emergenz" umfänglich untersucht und forschen weiter darüber, weil wir es erst in Ansätzen verstehen.
Dinge haben also nie "nur" die Eigenschaften ihrer materiellen Bestandteile, sondern darüber hinaus auch neue Eigenschaften, durchaus auch ganz unerwartete, überraschende (das ist das Wesen von Emergenz), die durch ihre Struktur wirklich erst hervorgebracht werden, die also vorher – vor dem Aufbauen dieser Struktur – weder zu sehen noch zu erwarten waren.
Das alles ist so offenkundig richtig, dass man bis auf Ausnahmen heute keinen Theisten finden wird, der behauptet, fliegen von Dingen "schwerer als Luft" sei nur dank göttlichen Eingriffs möglich. Unterstellte man Theisten pauschal, die zugehörigen physikalisch-technischen Zusammenhänge nicht zu durchschauen, wären sie – zu recht – empört.
Merkwürdigerweise hindert das viele Theisten nicht daran, Emergenz auf anderen Gebieten hartnäckigst zu ignorieren. Geradezu typisch zeigt sich das bei Angelegenheiten wie "Denken", "freier Wille", "Liebe" und sonstigen psychologischen und sozialen Phänomenen. Dazu wahllos herausgegriffene Beispiele aus Unmengen, wie sie allenthalben von Theisten abgesondert im Netz zu finden sind:
  • "Eine Maschine besteht aus der Summe ihrer Teile" (So subtil signalisiert ein leibhaftiger Theist, dass ihm Aristoteles nicht geheuer ist; hier hilft nicht mal der obige Jumbo Jet. Leider ist die Quelle aus dem Netz genommen worden.)
  • "Der Mensch wird wegerklärt, was bleibt ist ein seelenloser Bioautomat"
  • "wenn es also nichts spezifisch menschliches mehr gibt, warum nennen sich diese deterministischen Bioautomaten noch so"
  • "Es gibt mittlerweile Hirnforscher, die den Materialismus so radikal denken, dass sie den Menschen nur als Ansammlung von physikalischen, biochemischen Prozessen sehen und ihm jeglichen Geist absprechen" ... uswusf.
Selbstverständlich sind Lebewesen mehr als "deterministische Bioautomaten", allerdings ist all dieses "Mehr", zu dem u.a. auch das gehört, was Theisten gern "Seele" nennen, keine übernatürliche Draufgabe zur Chemie und Biologie der Lebewesen, sondern genau die Auswirkung der natürlichen, emergenten Neuronalstruktur, also so natürlich wie die biologischen und chemischen Prozesse selbst, nur eben nicht materiell basiert, sondern strukturell basiert. Und speziell für den Menschen und die menschliche Gesellschaft kommen jetzt zur emergenten Funktion der Neuronalstruktur, die das Denken ermöglicht, auch noch emergente Sozialstrukturen, emergente Strukturen der historischen und der Geisteswelt mitsamt allen weltanschaulichen, wissenschaftlichen, künstlerischen, moralischen usw. Vorstellungen, ein Füllhorn neu zu entdeckender Dinge.
So einfach. So unerschöpflich. So natürlich.

14 Februar, 2008

Religion in Bundestag und Wahlvolk

Am 12. März 2007 war der Name des ersten USA-Kongressmitglieds bekannt geworden, das von sich sich sagt, nicht an Gott zu glauben ("nontheist").
Nun darf der Leser raten, wie viele Mitglieder des Deutschen Bundestages bekennen, Atheist zu sein. Bitte erst schätzen, dann hier klicken.
Na, richtig geraten? Ist das repräsentativ für die Religionszugehörigkeit im Wahlvolk?

04 Januar, 2008

Schon der Klappentext verfälscht die Wahrheit

    Der Text auf der Rückseite des Buches "Der Atheismus-Wahn" (von Alister McGrath, Gerth Medien 2007) beginnt mit dem Satz: "Immer wieder stößt der Glaube an Gott in den Medien auf heftige Kritik". In diesen dreizehn Wörtern findet derBright schon drei fragwürdige Punkte:
    • Wie oft bitte ist "immer wieder"? Ist das so oft wie die tägliche Morgenandacht im Radio? Das Glockenläuten? Die sonntäglichen Gottesdienste in Funk und Fernsehen? Die Erscheinungsfrequenz religiöser Rubriken in Zeitungen und Zeitschriften?
    • Was bitte ist mit "den Medien" gemeint? Radio? Fernsehen? FAZ und Welt und Focus und Stern und Spiegel und Zeit?
    • Was bitte ist "heftige Kritik"? Ist das eine Forderung, Lästerung des Atheismus strafrechtlich zu verfolgen oder solche Strafverfolgung zu verschärfen? Ist das die Bekundung hochrangiger offizieller Würdenträger, wer in einer religiösen Familie aufwächst, ist geistiger Krüppel?
    Und der Genauigkeit halber: Wenn irgendwann doch irgendwo auch heftige Kritik geübt wurde, stand da wirklich genau der Glaube an Gott im Fokus, den ganz persönlich zu haben oder nicht zu haben ohnehin niemand verwehrt oder vorgehalten werden kann? Oder waren das evtl. eher Vorgänge mit einem Etikett "in Gottes Namen"?
    Wenn jemand meint, der Text zum Buch verfälsche die Wahrheit nicht, dann bittet derBright ganz herzlich, das im Kommentar zu belegen, nämlich
    • wann "immer wieder"
    • genau "der Glaube an Gott"
    • wo "in den Medien"
    • wie "heftige Kritik"
    erfuhr. Sollten sich solche Belege finden, wird derBright das hier im Text sehr gern korrigierend vermerken. Andernfalls stellen wir fest, dass es anscheinend nötig war, mit Unwahrheit für das Anliegen des Buches zu werben.