25 Juli, 2005

Haben Götter den Beweis so nötig?

Nach dem Schreiben des Textes hier hat derBright diese Seiten gefunden, die das alles ausführlich und systematisch behandeln.

Kürzlich über einen Text eines Herrn Craig gestolpert. Was treibt Leute dazu, die Existenz von Göttern beweisen zu wollen? Warum halten sie das für nötig? Und wieso merken sie nicht, wie künstlich ihre Argumente sind?
Die Idee der Existenz eines Osterhasen erkennt derBright als so abseitig, dass er keinen Sinn darin sieht, extra nach Beweisen für die Nichtexistenz von Osterhasen zu suchen.
Und so wie Puzzels ihren Reiz haben, hat es auch seinen Reiz, wie Herr Craig sich seinen "Beweis" für "Gott" zusammenpuzzelt.
Erst mal erklärt Herr Craig zur tiefgründigsten Frage der Philosophie: "warum existiert irgend etwas, und nicht vielmehr nichts?" Na gut, irgenwo muss er anfangen, und es scheint ihn nicht zu stören, dass eine Antwort auf diese Frage vielleicht erst von späteren Generationen gefunden wird. (Schon hier kann sich derBright des Verdachts nicht erwehren, dass die Frage schließlich auf die erlösende, einfache Antwort zusteuern soll: "Weil es von Gott geschaffen wurde.") Zu kurzschlüssig will es Herr Craig aber auch nicht machen, also teilt er als Zwischenstufe erst mal mit, "Die Erfahrung lehrt uns folgendes: 1. Jedes Ding, das existiert, verfügt über eine Erklärung seiner Existenz: entweder seine eigene Natur, oder eine externe Ursache."
Diese Unterscheidung kommt dem Bright künstlich vor. Für ihn existiert die Welt als Einheit aller ihrer Bestandteile in ständiger Bewegung, wobei sich Bestandteile zu neuen Qualitäten fügen können (ganz egal, ob man das "Emergenz" nennt, "Umschlag von Quantität in Qualität" oder wie auch immer), das Auftreten neuer Erscheinungen braucht so eben keine externe Ursache, und zwar ebenso wenig, wie das Verdampfen von heißem Wasser oder das Gefrieren von kaltem Wasser.
Aber Herr Craig braucht sie eben, und so sagt er: "Nun, folgendes scheint plausibel: 3. Wenn es für die Existenz des Universums eine Erklärung gibt, so ist diese Erklärung eine äußere, transzendente, persönliche Ursache."
Wieso es Herrn Craig plausibel scheint, dass es hier eine "persönliche Ursache" gibt, weiß allein der Himmel, und witzig ist auch, wie unvermittelt aus dem hier gesagten "scheint plausibel" weiter unten plötzlich ein "muss" wird.
Für Herrn Craig ist die Sache also schon gelaufen, er erklärt das Weltall zu den Dingen, die für ihre Existenz die von ihm postulierte "externe Ursache" brauchen: "Die Erklärung für das Universums ist eine äußere, transzendente, persönliche Ursache. Und das wiederum ist genau das, was man unter 'Gott' versteht."
Irgendwie merkt Herr Craig aber, dass seine Einordnung des Weltalls unter die Dinge, die eine externe Ursache brauchen, ohne jede Notwendigkeit ist, denn er stellt fest, dass es ebensogut sein kann, dass das Weltall zu den Dingen gehört, die ohne extra äußere Ursache existieren. Diesen "Fluchtweg", wie er es nennt, meint er nun durch die Konstruktion verbauen zu können, dass "alles, was ohne äußere Ursache existiert, ewig existieren muss", und da das Weltall vor dem Urknall nicht existiert habe, komme nun doch wieder nur der genannte Schöpfer in Frage. Dass auch der Urknall nichts anderes war als Umwandlung und Bewegung, das kann Herr Craig als Erwägung hier gar nicht brauchen, und um diese Möglichkeit gleich abzuschneiden, zitiert er Physiker wie Hawking mit der Bemerkung, dass Raum und Zeit mit dem Urknall begonnen haben. Natürlich weiß derBright, dass dem Zustand, aus dem Zeit und Raum entstanden sind, aus unserer heutigen Sicht nicht die Bezeichung "Raum" und "Zeit" zukommt, und dass es Physiker gibt, die diese Abwesenheit von Raum und Zeit "nichts" nennen. Nichts spricht dagegen, dass der Urknall ein Übergang zwischen verschiedenen Zuständen war, auch wenn die Physiker über den vorangehenden Zustand noch nicht mehr wissen, als dass da anscheinend alle Vorgänger von Materie auf einen Punkt konzentriert waren. Ob dieser Zustand später mal "Energiesuppe" oder sonstwie anders genannt wird, ist jetzt noch nicht abzusehen.
Herr Craig setzt jedenfalls so fort: "Daher können wir aus: 1. Alles, was entsteht, hat eine Ursache. und 2. Das Universum ist entstanden. logisch den folgenden Schluss ziehen, dass
3. Deshalb hat das Universum eine Ursache. Als Ursache von Raum und Zeit muss nun dieses Wesen zeitlos, raumlos, körperlos, und von unvorstellbarer Macht sein. Darüber hinaus muss es auch eine Person sein; es muß ein Jemand sein."
Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.

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