26 November, 2005

Carl Sagan und Wissenschaft für alle

Die erwähnte "Theorie des Humbugs" gibt es eigentlich schon, verfasst vom US-Amerikaner Carl Sagan. (Warum liegen seine Bücher nicht in den Buchhandlungen?!) Im Band "Der Drache in meiner Garage" heißt es u.a.:

Die Verdummung Amerikas ist am deutlichsten im langsamen Verfall von substantiellen Inhalten in den ungeheuer einflussreichen Medien – mit ihren 30-Sekunden-Tonhäppchen (inzwischen sind es nur noch zehn Sekunden oder weniger), ihren Programmen auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, leichtgläubigen Präsentationen von Pseudowissenschaft und Aberglaube, aber insbesondere mit ihrem Zelebrieren der Dummheit. Die schlichte Lektion, die daraus gezogen wird, heißt, daß Lernen und Studieren – nicht nur im Hinblick auf die Wissenschaft, sondern in jeder Hinsicht – zu vermeiden, ja unerwünscht sind.
Wir haben eine globale Kultur geschaffen, in der ganz wichtige Elemente – Verkehr, Kommunikation und sämtliche Industriezweige, Landwirtschaft, Medizin, Bildung, Unterhaltung, Umweltschutz und sogar die entscheidende demokratische Institution, das Wählen – zutiefst abhängig sind von Wissenschaft und Technik. Wir haben aber auch dafür gesorgt, daß fast niemand mehr Wissenschaft und Technik versteht. Dieses Rezept führt zur Katastrophe. Vielleicht kommen wir damit noch eine Zeitlang durch, aber früher oder später wird dieses explosive Gemisch aus Dummheit und Macht vor unseren Augen in die Luft gehen.

Dass hier von der "Verdummung Amerikas" die Rede ist, sollte keine falsche Vorstellung aufkommen lassen, Carl Sagan selbst und viele viele andere sind Beispiele für außerordentlich kluge US-Amerikaner. Und die gefühlte Verdummung hierzulande kann locker mithalten, wenn man auf die einschlägigen Webseiten religiöser Eiferer schaut und bedenkt, wie stark die politischen Kräfte sind, die einen Gottesbezug in die europäische Verfassung bringen wollen.

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