- Erzählungen sind sehr stabile Punkte im persönlichen geistigen zu Hause. Wer erinnert sich nicht lange und plastisch an die ersten bewusst "erlebten" Geschichten mit Geistern, Drachen, Göttern, Ungeheuern.
Wie oft müssen Eltern Ihren angstgeplagten Kindern über Jahre eindringlich versichern, dass es wirklich keine Ungeheuer gibt.
Wenn nun dieselben Eltern denselben Kindern mit derselben Autorität unausgesetzt einreden, dass es den Gott wirklich gibt und man ihn anbeten muss: wen wundert's, dass das Spuren hinterlässt. (Dawkins bezeichnet das als "geistigen Kindesmissbrauch".) - Gebäude manifestieren Ideengebäude: Gebäude sind nicht wegzudiskutieren, sie stehen da, für sich selbst und für die Idee immer mit. Beeindruckende Gebäude erst recht, großartige Gewölbekonstruktionen, Türme, Malereien usw.
Das garantiert automatisch Autorität. - Staatliche Gewalt: Auch wenn Gerichtsverfahren wegen Gotteslästerung nicht zur Verurteilung des Aufgeklärten führen, zeigt schon die Anstrengung und Durchführung solcher Verfahren und der Ruf nach strengerer Handhabung, dass der Bürger sich hier in vermintem Gelände befindet und daher eher die Klappe halten sollte.
- Potentielle Reibungen mit Menschen und Organisationen: Wem ist es schon angenehm, religiös gebundener Bekanntschaft und Verwandschaft ihre peinliche Zurückgebliebenheit vorzuhalten, indem man sie – und sei es noch so vorsichtig – wissen lässt, dass man nicht zu denen gehört, die eine literarische Erfindung aus der Eisenzeit anbeten.
01 Mai, 2007
Mechanismen, die den Glauben stützen
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